2012
Auf rund 16.000 m² Ausstellungsfläche präsentiert die Daimler AG auf der diesjährigen IAA Nutzfahrzeuge in Hannover nahezu die komplette Bandbreite ihrer Nutzfahrzeug-Marken. Über 70 Lkw, Transporter und Omnibusse überraschen die Besucher in Halle 14/15 mit einer Fülle innovativer Technik – gepaart mit höchster Wirtschaftlichkeit und Umweltfreundlichkeit.
Auf der Pressekonferenz zeichnete Andreas Renschler, im Vorstand der Daimler AG verantwortlich für Daimler Trucks und Daimler Buses, ein aktuelles Bild der weltweiten Nutzfahrzeugmärkte. Man könne, so Renschler, weltweit von einer „insgesamt soliden Großwetterlage“ sprechen.
Während der europäische Absatzmarkt von der gesamtwirtschaftlichen Anspannung in den südlichen Ländern geprägt ist, entwickeln sich die Lastwagenmärkte Nordamerika und Japan äußerst positiv. Für beide Regionen werden für 2012 zweistellige Nachfragezuwächse prognostiziert. Der Transportermarkt in der NAFTA-Region wächst mit 10 Prozent ebenfalls kräftig.
Die Wachstumsmärkte in den sogenannten BRIC-Staaten haben laut Renschler mittel- bis langfristig nach wie vor exzellente Perspektiven. Aktuell geben sie jedoch ein heterogenes Bild ab: Russland wächst im Nutzfahrzeugsektor rasant und wird 2012 zweistellig zulegen. In Brasilien ist hingegen mit einer temporären Abkühlung des Marktes von mindestens 15 Prozent zu rechnen, da sich hier die Euro V-Einführung vorübergehend auf die Nachfrage auswirkt. Der indische Nutzfahrzeugmarkt reflektiert das derzeit schwächere Wirtschaftswachstum und entwickelt sich entsprechend verlangsamt. Und in China halten sich die Kunden aktuell eher zurück, da 2010 durch staatliche Anreize Käufe vorgezogen wurden. Es gibt bereits ein neues Programm, um die Nachfrage zu stabilisieren. Auch ein Konjunkturprogramm für große Infrastrukturprojekte ist auf dem Weg.
Die Marktsituation bei den Bussen bezeichnet Andreas Renschler als weiterhin nicht einfach. Die jüngsten Großaufträge für Daimler Buses in Deutschland (150 Stadt- und Überland-Busse für die Deutsche Bahn), Frankreich (26 Reisebusse für die französische Staatsbahn), Singapur (450 Stadtbusse für die Verkehrsbetriebe) und Brasilien (90 Busfahrgestelle für Rio de Janeiro, 520 Busfahrgestelle für Fortaleza und 390 für Ribeirão Preto) zeigen jedoch, dass erstklassige Produkte immer Konjunktur haben.
Dank der globalen Aufstellung konnte Daimler Trucks schwächere Märkte durch Regionen mit sehr gutem Marktwachstum ausgleichen und dadurch deutliche Absatzsteigerungen verzeichnen: „Bei den Lkw ist unser Absatz in den vergangenen acht Monaten weltweit um 20 Prozent gewachsen. Vor allem dank des neuen Mercedes-Benz Actros bleibt die Nachfrage selbst im rückläufigen westeuropäischen Markt stabil. Schon rund 10.000 neue Actros Lkw sind auf der Straße und davon rund ein Drittel in der Euro VI-Variante.“
Absatztreiber waren für Daimler in den ersten acht Monaten des Jahres vor allem die NAFTA-Region mit einem Verkaufsplus von 27 Prozent bei Lkw und von 19 Prozent bei Transportern sowie Japan mit einem 60 Prozent höheren Lkw-Absatz als im Vorjahreszeitraum. Außerhalb der klassischen Märkte der Triade konnte Daimler Trucks den Absatz in Russland um über 85 Prozent und in Indonesien um mehr als 40 Prozent steigern, um nur zwei Highlights zu nennen.
Renschler ist mit der Entwicklung der Marktanteile aller Daimler Nutzfahrzeuge in den ersten acht Monaten dieses Jahres zufrieden: „Ob Lkw, Busse oder Transporter: In vielen Märkten konnten wir unsere Position seit Beginn des Jahres weiter ausbauen.“ Langfristig prognostiziert Renschler für die Branche und damit auch für Daimler Nutzfahrzeuge insgesamt gute Wachstumsaussichten: „2020 wird das weltweite Bruttoinlandsprodukt 30 Prozent höher liegen als heute. Und wenn die Wirtschaft wächst, erhöht sich natürlich auch der Transportbedarf. Dementsprechend wird allein die weltweite Nachfrage nach mittleren und schweren Trucks in den kommenden zehn Jahren um rund die Hälfte zulegen.“
Motor der Zukunft – dieses Motto der 64. IAA greift Renschler in seiner Rede auf: „Der Straßengüterverkehr wird sich weltweit bis 2050 verdreifachen, und immer mehr Menschen werden in Städten leben. Zu kraftstoffsparenden Technologien und nachhaltigen Antrieben wird es also keine Alternative geben, schon aus rein wirtschaftlichen Gründen“.
Der neue Mercedes-Benz Antos für den schweren Verteilerverkehr sowie die neuen Omnibus-Generationen Setra ComfortClass 500 und Mercedes-Benz Citaro stehen für Nutzfahrzeuge mit modernsten, hocheffizienten Antriebstechnologien. Im Vergleich zu den Vorgängermodellen ist es trotz anspruchsvollster Abgasreinigungstechnik gelungen, den Kraftstoffverbrauch weiter zu reduzieren.
Alternative Antriebstechnologien kommen im neuen Fuso Canter Eco Hybrid zum Einsatz, der im Vergleich zur Diesel-Variante 23 Prozent Kraftstoff einspart. Mit Null-Emissionen und Null-Kraftstoffverbrauch trumpfen die Studie Sprinter E-Cell und das Serienmodell Vito E-Cell Kombi auf, das als erster Siebensitzer mit rein elektrischem Antrieb vorgestellt wird. Bezogen auf den Lebenszyklus eines Lkw müssen europäische Transportunternehmen für Dieselkraftstoff inzwischen deutlich tiefer in die Tasche greifen als für einen neuen Truck. Dieser Trend wird sich in den kommenden Jahren fortsetzen und die Attraktivität umweltschonender Nutzfahrzeuge weiter steigern. Die größte Herausforderung bei der Entwicklung eines Lkw mit alternativem Antrieb war und ist die Rentabilität für Hersteller und Kunden. Andreas Renschler dazu: „Wir bieten eine sehr saubere Lösung, die sich für unsere Lkw-Kunden erstmals rechnet. Denn der vergleichsweise moderate Aufpreis für die Hybrid-Antriebstechnik amortisiert sich bei üblichen Fahrleistungen beim neuen Fuso Canter Eco Hybrid bereits nach drei bis vier Jahren.“
In Japan, wo auch das Daimler Trucks Kompetenzzentrum für die globale Hybridentwicklung lokalisiert ist, wurde der neue Fuso Canter Eco Hybrid bereits im Mai 2012 eingeführt. Dort haben sich in den letzten Monaten fünf bis zehn Prozent der Kunden für diesen Lkw entschieden. Nun wird der Fuso Canter Eco Hybrid in Europa eingeführt und für die Kunden erstmals eine wirtschaftliche Investition in einen alternativen Antrieb darstellen.
Auch beim völlig emissionsfreien Fahren in der Stadt zeigt Daimler in Hannover weitere Fortschritte. Neben dem neuen Vito E-Cell Kombi für sieben Passagiere, wird erstmals die Studie des Sprinter E-Cell präsentiert. Der Sprinter E-Cell vervielfacht die Möglichkeiten des lokal emissionsfreien Transports, denn er ist als Fahrgestell für Aufbauten denkbar. Seine Höchstgeschwindigkeit ist zugunsten der Reichweite (rund 135 Kilometer) auf 80 km/h begrenzt. Damit eignet er sich nicht nur für innerstädtische Gebiete, sondern auch für Überlandfahrten. Tagesetappen, wie sie im Verteilerverkehr, Handwerk oder dem Dienstleistungsbereich üblich sind, absolviert der Sprinter E-Cell problemlos.
Neben den alternativen Antriebskonzepten, vertrauen die Entwicklungsingenieure der Daimler Nutzfahrzeugmarken auf äußerst sparsame Fahrzeuge mit Diesel-Aggregat. Renschler ist überzeugt: „Auf absehbare Zeit ist und bleibt der effiziente Verbrennungsmotor der entscheidende Hebel für einen möglichst sauberen Verteilerverkehr. Für schwere Aufgaben bringen wir hier den neuen Mercedes-Benz Antos zum Einsatz. Er erfüllt die schärfste Schadstoff-Norm Euro VI und punktet trotz dieser HighTech-Abgasreinigung beim Kraftstoffverbrauch.“
„Für Transportaufgaben im leichten Segment können unser Kunden ab September erstmals den Mercedes-Benz Citan einsetzen. Auch der kleinste in unserem Nutzfahrzeugangebot geizt beim Kraftstoffverbrauch“, so Renschler weiter. Mit einem Verbrauch von nur 4,3 Liter/100 km in gleich zwei Leistungsvarianten des Dieselmotors mit BlueEFFICIENCY-Technik, ist der neue Stadtlieferwagen von Mercedes-Benz das sparsamste Fahrzeug seiner Klasse. Aber nicht nur seine herausragende Wirtschaftlichkeit beeindruckt, sondern auch seine enorme Fahrdynamik sowie seine höchste Produktqualität und vorbildliche Sicherheit.
Wer die Messehalle 14/15 betritt, stößt auf ein weiteres Highlight: die beiden Prototypen Aerodynamics Trailer und Aerodynamics Truck. Mit Hilfe ausgefeilter Aerodynamik sind sie ein Beispiel dafür, wie sich der Kraftstoffverbrauch senken lässt. Dies reduziert bei vergleichsweise geringem Aufwand die Kosten der Betreiber und schont gleichzeitig Ressourcen und Umwelt. Beide Studien sind nicht futuristisch angelegt, sie reduzieren den Verbrauch auf sehr realistische und praxisnahe Weise im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten. Erste Messungen auf der Straße belegen: Ein Sattelzug, bestehend aus dem neuen Mercedes-Benz Actros und dem Aerodynamics Trailer erreicht eine Kraftstoffeinsparung von rund 4,5 Prozent im Fernverkehr. Der Aerodynamics Truck erzielt im Verteilerverkehr einen Vorteil von etwa 3,5 Prozent.
Darüber hinaus präsentiert Mercedes-Benz das erste und bisher einzige komplette Motorenprogramm nach Abgasstufe Euro VI. Es umfasst unübertroffen saubere und sparsame Triebwerke für Lkw, Omnibusse und Spezialfahrzeuge vom kompakten Vierzylinder bis zum Sechszylinder.
Die einzigartige Produktshow auf der IAA in Hannover fasst Andreas Renschler in einer überzeugenden Formel zusammen: „Wir entwickeln und bauen Nutzfahrzeuge für verschiedene Segmente und für spezifische Kundenanforderungen, für den heutigen Markt und den von morgen. Aber sie alle verbindet ein Ziel: Wir wollen die beste Technologie der Welt, für jeden Kunden in jedem Markt. Das ist unser Anspruch.“
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Dienstag, den 18. September 2012 um 12:21 Uhr | 5.735 Besuche
Abgelegt unter Messe & Ausstellung
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