2010
Rund 750 Mitarbeiter, eine breite Modellpalette verschiedener AMG-Fahrzeuge, Kunden in aller Welt und eine Marke mit großem Bekanntheitsgrad – die Mercedes-AMG GmbH hat sich in den vergangenen 43 Jahren vom reinen Motorsport- und Veredlungsbetrieb zum Anbieter exklusiver Hochleistungs-Automobile entwickelt.
Am 1. Juni 1967 gründen Hans Werner Aufrecht (A) und sein Partner Erhard Melcher (M) das Unternehmen; von Aufrechts Geburtsort Großaspach (G) stammt der dritte Buchstabe im Firmennamen. Offizielle Bezeichnung des Zweimannbetriebs: „Ingenieursbüro, Konstruktion und Versuch zur Entwicklung von Rennmotoren“. Firmensitz war die alte Mühle in Burgstall (Nähe Affalterbach). In den ersten Jahren beschäftigen sich die Firmengründer mit dem Aufbau von Rennwagen auf Basis des Mercedes-Benz 300 SE und der Teilnahme an europäischen Tourenwagenrennen. Bereits 1971 kommt der Durchbruch: Beim 24-Stunden-Rennen im belgischen Spa belegt ein Mercedes-Benz 300 SEL 6.8 AMG völlig überraschend den zweiten Platz im Gesamtklassement und erringt den Klassensieg. Am Steuer der 428 PS starken Renn-Limousine wechseln sich Hans Heyer und Clemens Schickentanz ab.
Diesem historischen Sieg folgen zahlreiche Erfolge auf den unterschiedlichsten Bühnen den Motorsports: So kann AMG in der DTM fünfmal die Teamwertung für sich entscheiden. Bernd Schneider, Gary Paffett und Klaus Ludwig holen insgesamt acht DTM-Titel, Schneider zusätzlich den Titel in der ITC (International Touring Car Championship). In der FIA-GT-Meisterschaft gelingt dem Team aus Affalterbach mit Bernd Schneider und dem CLK-GTR 1997 auf Anhieb der Gewinn des Fahrertitels, ein Jahr später wiederholen Klaus Ludwig und Ricardo Zonta diesen Erfolg und sichern dem Team AMG Mercedes zusätzlich den Konstrukteurstitel – der CLK-GTR ist bei allen elf Saison-Rennen siegreich.
Doch nicht nur auf der Bühne des internationalen Motorsports ist AMG erfolgreich. Der bereits in den 1970er Jahren beginnende Kundenwunsch nach mehr automobiler Individualität wird für das schwäbische Unternehmen zur Basis ihres geschäftlichen Aufschwungs. Der Technologietransfer aus dem Rennsport zur Serienentwicklung gehört bereits damals untrennbar zur Firmenphilosophie. Technologische Spitzenleistungen und erstklassige Qualität als Ergebnis aus dem Motorsport-Engagement führen schnell zu einem hohen Ansehen und rasch wachsendem Bekanntheitsgrad. Die selbst gesteckten Ziele machen AMG schon früh zu einem Pionier bei der Veredlung von Premium-Fahrzeugen.
Die starke Nachfrage nach verfeinerten Mercedes-Benz Fahrzeugen beschert AMG ein immer höheres Auftragsvolumen. Der Firmensitz in Burgstall wird zu klein, 1976 zieht AMG nach Affalterbach um. AMG entwickelt sich als erster Mercedes-Benz Veredler zum Vorbild für eine ganze Branche – deutlich sichtbar auf der Internationalen Automobil-Ausstellung in Frankfurt/Main 1981: Es werden 176 Aussteller gezählt, die sich mit Veredlung und Zubehör für die Marke Mercedes-Benz beschäftigen. Ein wichtiges Ereignis in der langen AMG-Geschichte ist das Erscheinen des Mercedes-Benz 190 (Baureihe W201) im Jahre 1982. Die kompakte Limousine avanciert rasch zum Liebling der deutschen Automobil-Veredler und hilft AMG, neue Kundenkreise zu erschließen.
AMG vergrößert sich stetig weiter: 1985 wird das Werk II eröffnet und der 100. Mitarbeiter eingestellt. Kunden aus aller Welt kommen nach Affalterbach: Prominente AMG-Fans finden sich in der Motorsport-Szene, der Film- und Musikbranche, dem Sport, der Wirtschaft und in den internationalen Königshäusern. Die ganz speziellen Wünsche dieser anspruchsvollen Kunden führen immer wieder zu ungewöhnlichen Projekten, die AMG stets mit großer Leidenschaft und Know-How zu realisieren weiß. Als Pionier und Trendsetter dieser Branche greift AMG auf seine stetig wachsende Erfahrung zurück. Kurzlebige Strömungen werden nicht verfolgt. Das Unternehmensziel heißt bereits zum damaligen Zeitpunkt, im Wettbewerbsumfeld die weltweite Führungsrolle in Bezug auf Technologie, Design, Umsatz und Ertrag zu übernehmen – und auch in Zukunft zu behaupten.
Ein echter Meilenstein in der AMG-Historie ist das Jahr 1990, in dem der Kooperationsvertrag mit der Daimler-Benz AG geschlossen wird. AMG-Produkte können nun über das weltweite Netz der Niederlassungen und Vertriebspartner von Mercedes-Benz vertrieben und gewartet werden, was der Nachfrage und Kundenakzeptanz einen enormen Schub verleiht. Die weitere Expansion führt 1990 zur Eröffnung von Werk III, die Belegschaft wächst auf 400 Mitarbeiter. Auf Basis des Kooperationsvertrages stellt das Unternehmen 1993 das erste gemeinsam entwickelte Fahrzeug vor, den Mercedes-Benz C 36 AMG (Baureihe W202). Im gleichen Jahr erkennt das Patentamt AMG wegen des hohen Bekanntheitsgrades als Markenzeichen an.
Nach weiteren Jahren des stetigen Wachstums übergibt Hans Werner Aufrecht zum 1. Januar 1999 die Mehrheit der AMG Anteile an die DaimlerChrysler AG, am 1. Januar 2005 übernimmt DaimlerChrysler 100 Prozent der Anteile. Die neu gegründete Mercedes-AMG GmbH kann die Ressourcen des Konzerns und seine weltweite Stärke noch besser nutzen. Die Motorsport-Abteilung wird 1999 in die HWA GmbH (heute: HWA AG) von Firmengründer Hans Werner Aufrecht ausgelagert. In unmittelbarer Nähe zur Mercedes-AMG GmbH betreiben dort rund 200 Mitarbeiter zusammen mit Mercedes-Benz Motorsport das langfristige Engagement in der Deutschen Tourenwagen Masters (DTM).
In der Formel-1-Weltmeisterschaft ist Mercedes-AMG seit mehr als zehn Jahren ein wichtiger Teil des Sicherheitskonzepts. Seit 1996 stellt AMG permanent den Official F1™ Safety Car und den Official F1™ Medical Car in der Königsklasse des internationalen Motorsports. Bereits 1984 kam sporadisch ein AMG E-Klasse Coupé mit V8-Triebwerk als Medical Car zum Einsatz. Die Aktivitäten des Affalterbacher Unternehmens stehen auch für das langfristige Engagement von Mercedes-Benz in der Formel 1. Bei der Entwicklung dieser beiden ganz besonderen AMG-Fahrzeuge fließt das jahrzehntelange Know-how aus dem Tourenwagen- und GT-Sport permanent mit ein. Seit dem Saisonauftakt der aktuelllen Formel-1-Saison 2010 dient der SLS AMG als Safety Car, wie schon 2008 und 2009 sorgt das C 63 AMG T-Modell als Medical Car für eine schnelle Notfallversorgung im Falle eines Unfalls. Der schnelle Kombi folgt dem Formel-1-Feld in der Startrunde, weil in dieser kritischen Phase des Rennens die Rennwagen noch besonders dicht beisammen sind.
Zum 40. Geburtstag im Jahr 2007 präsentiert Mercedes-AMG mit dem CL 65 AMG und dem CLK 63 AMG Black Series zwei ganz besondere Hochleistungs-Automobile. Der CL 65 AMG als neues Topmodell der Baureihe C216 repräsentiert mit seinem 450 kW/612 PS und 1000 Newtonmeter starken V12-Biturbomotor Antriebsdynamik auf höchstem Niveau. Die zusätzlich lieferbare, auf 40 Exemplare limitierte „40th Anniversary“ Edition mit exklusiver AMG-Alubeam-Lackierung markiert das spezielles Jubiläum. Der CLK 63 AMG Black Series steht für Transfer aus dem Motorsport in Reinkultur.
2006 wurde das AMG PERFORMANCE STUDIO eröffnet und damit eine neue Offensive zur individuellen Kundenansprache gestartet. Neben den AMG-Hochleistungsautomobilen, die über die weltweite Mercedes-Benz Vertriebsorganisation verfügbar sind, entwickelt und produziert das PERFORMANCE STUDIO besondere AMG-Fahrzeuge in exklusiven Stückzahlen. Untergliedert in Signature Series, Black Series und Editions, beeindrucken die einzigartigen Sondermodelle je nach Typ durch ausgeprägte Fahrdynamik, Rennstreckentauglichkeit, technische und optische Differenzierung sowie exklusive Ausstattungsdetails. Eines der jüngsten Produkte aus dem AMG PERFORMANCE STUDIO ist der 2008 erschienende SL 65 AMG Black Series, eine puristische Leichtbau-Variante mit 670 PS starkem AMG Sechsliter-V12-Biturbomotor und zahlreichen Komponenten aus dem Motorsport.
Neben der Fokussierung auf besonders leidenschaftliche AMG Fahrzeuge werden im AMG PERFORMANCE STUDIO auch individuelle Kundenwünsche bedient – eine traditionelle Stärke von Mercedes-AMG. So können gezielte technische Modifikationen wie AMG Sportfahrwerke, AMG Hochleistungsbremsanlagen, AMG Rad-Reifen-Kombinationen, Sperrdifferenziale oder individuelle Innenausstattungen ebenso realisiert werden wie spezielle automobile Einzelstücke.
2010 erscheint mit dem SLS AMG das erste von AMG eigenständig entwickelte Fahrzeug. Der Motor entsteht – wie bei AMG üblich – in Handarbeit in Affalterbach („One Man, One Engine“), die Montage des Fahrzeugs erfolgt im Mercedes-Benz-Werk in Sindelfingen.
Im Sommer 2010 schlägt AMG mit dem neu entwickelten AMG 5,5-Liter-V8-Biturbomotor mit einer Höchstleistung von bis zu 420 kW (571 PS) und einem Drehmoment von bis zu 900 Newtonmetern ein weiteres Kapitel der Antriebstrategie „AMG Performance 2015“ auf. Der neue S 63 AMG, in dem der V8-Biturbo erstmals zum Einsatz kommen wird, konsumiert nur 10,5 Liter auf 100 Kilometer. Einen wesentlichen Anteil daran hat auch das einzigartige AMG SPEEDSHIFT MCT 7-Gang-Sportgetriebe. Als Reminiszenz an die eindrucksvolle Historie leistungsstarker AMG V8-Motoren dient das S 63 AMG Showcar: Optisch gleicht die High-Performance-Limousine dem spektakulären 300 SEL 6.8 AMG aus dem Jahr 1971.
Die wichtigsten technischen Meilensteine von AMG
- 1971: Mercedes-Benz 300 SEL 6.3 AMG mit 206 kW/280 PS Leistung, 542 Nm Drehmoment, optimiertem Fahrwerk und leistungsfähigerer Bremsanlage.
- 1983: Mercedes-Benz 190 E 2.3 AMG mit 118 kW/160 PS Leistung.
- 1983: Mercedes-Benz 280 CE 5.0 AMG, Achtzylindermotor mit 203 kW/276 PS, 408 Nm Drehmoment.
- 1984: Mercedes-Benz 500 SEC AMG und 300 E 5.0 AMG, Achtzylindermotor mit neu entwickelter Vierventiltechnik, 250 kW/340 PS Leistung.
- 1986: Mercedes-Benz 300 E 5.6 AMG, Achtzylindermotor mit 5,6 Liter Hubraum, Vierventiltechnik, 265 kW/360 PS, 510 Nm Drehmoment, Höchstgeschwindigkeit 300 km/h.
- 1987: Mercedes-Benz 300 E AMG und 190 E AMG mit 3,2 Liter Sechszylindermotor und 180 kW/245 PS Leistung.
- 1987: Fahrwerkssystem mit vollautomatischer elektronischer Dämpferverstellung.
- 1988: Mercedes-Benz 300 E 6.0 AMG, Achtzylindermotor mit sechs Liter Hubraum, Vierventiltechnik, 283 kW/385 PS, 566 Nm Drehmoment.
- 1989: Mercedes-Benz 190 E 2.5-16 Evolution AMG, Vierzylindermotor mit 165 kW/225 PS, 240 Nm Drehmoment.
- 1990: Mercedes-Benz 300 E-24 3.4 AMG, Sechszylindermotor mit 200 kW/272 PS und 335 Nm Drehmoment.
- 1993: Mercedes-Benz C 36 AMG mit Sechszylindermotor, 206 kW/280 PS Leistung und 385 Nm Drehmoment. Erstes gemeinsames Fahrzeug als Ergebnis aus dem Kooperationsvertrag zwischen Daimler-Benz und AMG.
- 1998: Straßenversion des Mercedes-Benz CLK-GTR, 6,9-Liter Zwölfzylindermotor mit 440 kW/600 PS, auf 25 Stück limitiert.
- 1999: Mercedes-Benz SL 73 AMG mit 7,3-Liter-V12-Triebwerk, 386 kW/525 PS Leistung und 750 Nm Drehmoment – zu seiner Zeit der stärkste Roadster auf dem Markt.
- 2000: Mercedes-AMG entwickelt mit DaimlerChrysler die S-Klasse Pullman-Limousine.
- 2004: Vom CLK DTM AMG wird eine Kleinserie mit 100 Exemplaren aufgelegt. Optisch am Tourenwagen angelehnt, leistet diese Version 428 kW/582 PS, 800 Nm Drehmoment. 2006 erscheint auch eine Cabrioversion.
- 2005: Mercedes-AMG baut in eigenständiger Entwicklung einen 6,3-Liter-V8-Saugmotor mit 375 kW/510 PS und einem maximalen Drehmoment von 630 Nm.
- 2006: Modelloffensive von Mercedes-AMG: Präsentation der neuen AMG Hochleistungsfahrzeuge CL 63 AMG, S 63 AMG, E 63 AMG, CLS 63 AMG, CLK 63 AMG, S 65 AMG, SL 55 AMG, SL 65 AMG, R 63 AMG und SLK 55 AMG Black Series.
- 2007: Zum vierzigjährigen Jubiläum erscheint der CL 65 AMG „40th Anniversary“ und der CLK 63 AMG Black Series.
- 2008: Mercedes-Benz SL 65 AMG BlackSeries, Sechsliter-V12-Biturbo mit 493 kW/670 PS und 1000 Nm.
- 2010: Mit dem SLS AMG entsteht das erste von AMG eigenständig entwickelte Fahrzeug.
(Fotos: Daimler AG)
Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Freitag, den 02. April 2010 um 18:45 Uhr | 19.476 Besuche
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