Mai10
2010


Die große Transporteroffensive ab Mitte der 1990er Jahre (1)

Sprinter (T1N), Baureihe 901–905 (1995-2006)

Die erste Sprinter-Generation: Modelleinführung 1995 (links), Modellpflege 2000 (Mitte) und 2003 (rechts)

Die erste Sprinter-Generation: Modelleinführung 1995 (links), Modellpflege 2000 (Mitte) und 2003 (rechts)

Mitte der Neunziger stehen die Zeichen bei Daimler-Benz auf Produktoffensive. Wie bei auf der Pkw-Seite, wo zahlreiche neue Baureihen präsentiert werden, wird auch bei den Nutzfahrzeugen komplett erneuert. Den Auftakt zu diesem radikalen Schnitt macht im Frühjahr 1995 ein neuer Transporter, der als erstes Nutzfahrzeug des Unternehmens einen Namen statt Kürzel oder Ziffernkombination trägt. „Sprinter“ heißt der Neue, der mit längs eingebautem Frontmotor und Antrieb auf die Hinterachse ans technische Konzept seines Vorgängers anknüpft. Bald darauf folgen mit Vito, Vario, Actros und Atego innerhalb von 36 Monaten komplett neue Transporter und Lkw in allen Gewichtsklassen. Sie bilden, wenn auch inzwischen sämtlich grundlegend weiterentwickelt oder gar völlig erneuert, bis heute das Rückgrat der Nutzfahrzeuge der Marke Mercedes-Benz.

Der Sprinter folgt 1995 dem in [intlink id=“2032″ type=“post“]Bremen gefertigten Transporter T1[/intlink]. Der „Bremer“ gilt als Musterbeispiel für Langlebigkeit, Solidität und Verlässlichkeit. In 18 langen Fertigungsjahren hatte Mercedes-Benz von dieser Modellreihe mit der markant-eckigen kurzen Motorhaube annähernd eine Million Exemplare gefertigt. Der Sprinter wurde von grundauf neu entwickelt. Das auffälligste Unterscheidungsmerkmal ist die schräg verlaufende Motorhaube im Unterschied zur kantigen „Schnauze“ des T1.

Sprinter Kombi beim Modellstart 1995

Sprinter Kombi beim Modellstart 1995

Wie sein Vorgänger ist der Sprinter 1995 mit insgesamt vier Gesamtgewichten von 2,59 bis 4,6 Tonnen, als Kastenwagen, Kombi, Fahrgestell, Pritschenwagen – jeweils in drei Radständen, die geschlossenen Varianten in zwei Dachhöhen und die offenen Modelle alternativ mit Doppelkabine angeboten. Das Ladevolumen beträgt bis zu 13,4 Kubikmeter bei einem Nutzlastbereich bis über 2,8 t. Der besondere Schwerpunkt des Sprinter liegt dabei bei 3,5 Tonnen Gesamtgewicht, in zahlreichen europäischen Ländern eine wesentliche Grenze in punkto Führerschein und Verkehrsrecht.

Mit drei verschiedenen Motoren geht der Sprinter an den Start. Im Mittelpunkt steht der OM 602 DELA, ein Turbodiesel-Direkteinspritzer mit 2,9 Liter Hubraum und fünf Zylindern. Er erreicht mit seiner Leistung von 122 PS und einem Drehmomentmaximum von 280 Newtonmeter ein neues Spitzenniveau für solche Transporter. Diesem Motor zur Seite stehen ein bewährter und laufruhiger Vorkammer-Dieselmotor mit 79 PS aus 2,3 Liter Hubraum sowie ein Vierzylinder-Benziner mit ebenfalls 2,3 Liter Hubraum und 143 PS. Die Kraftübertragung erfolgt jeweils über ein neu entwickeltes, mechanisches Fünfgang-Schaltgetriebe auf die Hinterachse. Für jede Ausführung stehen mindestens zwei unterschiedliche Achsübersetzungen zur Wahl. Alternativ zum Schaltgetriebe folgt nach kurzer Zeit ein vollautomatisches Wandlergetriebe mit vier Schaltstufen. Bis zu 160 km/h schnell fährt der neue Mercedes-Benz Transporter und macht damit nicht nur seinem Namen alle Ehre, sondern bringt somit zugleich die Reifenhersteller in Verlegenheit. Zu dieser Zeit gibt es noch relativ wenig Reifen, die den entsprechenden Speed-Index vorweisen können.

Sprinter Pritschenwagen mit viertüriger Doppelkabine

Sprinter Pritschenwagen mit viertüriger Doppelkabine

Sprinter Pritschenwagen beim Modellstart 1995

Sprinter Pritschenwagen beim Modellstart 1995

Nicht nur hohe Leistung, auch höchste Sicherheit spielt beim Sprinter eine entscheidende Rolle. Von Beginn an hat der Sprinter Scheibenbremsen an allen Rädern. Es gibt das Antiblockiersystem ABS und ein automatisches Bremsdifferenzial (ABD), in vielen Ländern serienmäßig. Hinzu kommt der serienmäßige Fahrer-Airbag.

Inzwischen schon traditionell bringt Daimler-Benz auch Alternativantriebe für seine Transporter. Bereits ein Jahr nach der Vorstellung gibt es eine Elektrovariante namens 308 E Sprint. Der wassergekühlte Asynchronmotor mit 40 kW Leistung bezieht seine Energie aus wartungsfreien Blei-Gel-Batterien. Die Nennenergie von 29 kWh reicht – je nach Batterietyp – für etwa 60 bis 100 km Fahrstrecke. In 16 Sekunden beschleunigt er auf 50 km/h und beim Bremsen wird der Motor sogar zum Generator: Die stufenlose elektrische Bremse sorgt dafür, dass Energie zurückgewonnen wird. Mit dem 308 E Sprint wurde der alternative Elektroantrieb weiter optimiert.

Der NGT-Sprinter (1996)

Der NGT-Sprinter (1996)

Mit dem NGT (Natural Gas Technology) Sprinter bringt Mercedes-Benz 1996 eine weitere, besonders umweltfreundliche, alternative Antriebstechnologie im Transporter-Segment zur Serienreife. Bei der Natural Gas Technology wird dem Verbrennungsraum des Motors über eine Motronic-Steuerung gezielt Erdgas eingeblasen. Damit wird eine noch bessere Umweltverträglichkeit als bei der herkömmlichen, kontinuierlichen Gaseinblasung erreicht. Der Motor mit einem Hubraum von 2,3 Litern erreicht eine Leistung von 125 PS. Mit den unterflur montierten Gasflaschen beläuft sich die Reichweite auf 200 bis 250 km. Im Frühjahr 1997 geht dieser Sprinter mit Erdgasantrieb in Serie. Fünf Jahre später wird Flüssiggas – auch Autogas oder LPG genannt – der Kraftstoff für zehn Sprinter sein, die Mercedes-Benz im Rahmen einer Langzeitstudie ab dem Jahr 2002 in Dortmund erprobt und später als Alternative zum Ergasantrieb NGT liefert. Dank eines bivalenten Antriebs können diese Fahrzeuge alternativ mit Flüssiggas oder mit Benzin betrieben werden.

1997 folgt eine Variante des Sprinters mit Allradantrieb. Dieser Sprinter für schwierige Traktionsverhältnisse, wie bei Schnee oder auf einer Baustelle anzutreffen, verfügt über einen elektropneumatisch zuschaltbaren Frontantrieb, wahlweise auch über eine zusätzliche Gelände-Übersetzung sowie ein Sperrdifferenzial und ist zugunsten der Bodenfreiheit deutlich höhergelegt. Ein permanenter Allradantrieb folgt später. Ebenfalls 1997 ergänzt eine weitere Dieselvariante das Motorenangebot: eine 102 PS starke Version des OM 602 – Turbodiesels.

Sprinter 312 D  mit Allradantrieb

Sprinter 312 D mit Allradantrieb

Einst und jetzt setzt Deutsche Post (bzw. deren Tochter DHL) auf die Transporter mit dem Stern (Foto: wikipedia.org)

Einst und jetzt setzt Deutsche Post (bzw. deren Tochter DHL) auf die Transporter mit dem Stern (Foto: wikipedia.org)

Hinter dem Erfolg des Sprinters stehen sowohl einzelne Käufer, vom Handwerker über selbstständige Kurierdienstfahrer bis zum Besitzer eines edlen Reisemobils wie dem Mercedes-Benz James Cook, als auch Flotten wie die der Deutsche Post AG: Sie ordert im Jahr 2000 mehr als 9.000 Sprinter auf einen Schlag. Hinter dem Erfolg steht aber ebenfalls eine fortlaufende gezielte Weiterentwicklung des Verkaufsschlagers. Die zahlreichen Aufbau- und Gewichtsvarianten des Sprinter treffen bei den potenziellen Käufern ins Schwarze. Gleichzeitig überzeugt der Sprinter mit seiner souveränen Motorisierung.

Grundlegende Modifikationen erhält der Sprinter im Rahmen seiner ersten großen Modellpflege zu Beginn des Jahres 2000. Eine tief heruntergezogene Motorhaube kennzeichnet den Sprinter jetzt, in die der Stern nun hineinragt. Ein verlängerter Vorbau streckt die Silhouette und verbessert die Crash-Sicherheit nochmals. Neu gestaltete Scheinwerfer leuchten die Fahrbahn besser aus; die Bugschürze erhält zur einfacheren Reinigung der Frontscheibe zwei integrierte Auftritte.

Sprinter mit CDI Motoren (Modellpflege 2000)

Sprinter mit CDI-Motoren (Modellpflege 2000)

In der Kabine fällt vor allem die völlig neu gestaltete Instrumententafel auf. Sie erreicht in Form und Materialqualität Pkw-Niveau, besonders in den Varianten des Sprinter Kombi mit einer weichen und lederartigen Oberfläche („Softlook“), die für die anderen Sprinter auf Wunsch zu bekommen ist. Neben zusätzlichen Komfortdetails wie Getränkehalter und Ablagen fällt vor allem der Schalthebel in Form eines Joysticks ins Auge. Er ragt griffgünstig aus der Mittelkonsole und erlaubt einen völlig freien Durchgang im Fahrerhaus.

Seit der umfassenden Modellpflege gehört im Sprinter der Fahrer-Airbag zur Serienausstattung, der Beifahrer-Airbag ist auf Wunsch lieferbar, er schützt als Doppelairbag auch den Fahrgast auf dem inneren Platz einer Beifahrer-Doppelsitzbank. Nun sind alle Sitze des Sprinter mit Dreipunkt-Sicherheitsgurt ausgestattet, auch die mittleren Sitze im Fond des Kombi und der innere Sitz der Beifahrer-Doppelsitzbank. Bald darauf sind auch Windowbags lieferbar. Hinzu kommt eine neue Generation des ABS mit noch höherem Leistungsniveau. Damit verbunden ist die Weiterentwicklung des Automatischen Bremsdifferenzials (ABD) zur Antriebsschlupfregelung ASR.

Unter der Motorhaube des modellgepflegten Sprinters arbeiten neue CDI-Motoren. Die CDI-Motoren mit vier und fünf Zylindern sowie 2,2 und 2,7 Liter Hubraum verfügen über eine Leistungs-Spannweite von 82 PS bis 156 PS. Der kräftigste Motor bietet nicht nur den Leistungs-Spitzenwert seiner Klasse, er verfügt ebenfalls über ein damals beeindruckendes maximales Drehmoment von 330 Newtonmetern. Common-Rail-Einspritzung, Vierventiltechnik und in den höheren Leistungsstufen Abgasturbolader mit variabler Turbinengeometrie stehen für modernste Technik. Mit Blick auf die Sicherheit ist die Höchstgeschwindigkeit auf 160 km/h begrenzt. Alternativ zum Schalthebel des manuell zu betätigenden Fünfgang-Schaltgetriebes übernimmt jetzt Sprintshift die Kraftübertragung, ein automatisiertes Sechsgang-Schaltgetriebe mit elektrohydraulischer Schaltung und automatischer Kupplungsbetätigung.

Es gibt den Sprinter jetzt in rund 140 Baumuster-Varianten ab Werk. Drei verschiedene Antriebstechniken Elektro-, Erdgas- oder Benzin- bzw /Dieselantrieb sorgen für Bewegung. Allradantrieb steht ebenfalls in drei Varianten zur Verfügung.

Auf exakt 5,99 Tonnen klettert 2001 das zulässige Gesamtgewicht beim Sprinter.

Auf exakt 5,99 Tonnen klettert 2001 das zulässige Gesamtgewicht beim Sprinter.

Zu Beginn des Jahres 2001 stockt Mercedes-Benz das Programm mit dem Sprinter 616 CDI weiter auf. Es gibt ihn als Pritschenwagen, Kipper oder Fahrgestell mit Normalfahrerhaus oder Doppelkabine mit 6,0 Tonnen sowie abgelastet mit 5,0 Tonnen Gesamtgewicht. Gekennzeichnet durch einen stabilen integralen Rahmen, der durchgehend gerade und nicht in Höhe der Hinterachse eingezogen ist, und eine zwillingsbereifte Hinterachse mitbesonders breiter Spur, wendet sich das Spitzenmodell an Anwender, die auf hohe Nutzlasten für den Transport schwerer Güter angewiesen sind. Die Dämpferbeine an der Vorderachse bzw. die Stoßdämpfer an der Hinterachse sind zusätzlich verstärkt. Die Vorderachse ist bis zu 2.100 kg belastbar, die Hinterachse bis maximal 4.360 kg. Der ladeluftgekühlte Fünfzylinder-CDI-Motor mit Turbolader leistet 156 PS und sorgt für mehr Leistung und wenig Verbrauch.

Mercedes-Benz Sprinter mit Brennstoffzellenantrieb, 2001. Es ist der weltweit erste Brennstoffzellen-Transporter, den ein Kunde, Hermes Versand-Service aus Hamburg (Otto-Versand), unter alltäglichen Bedingungen erprobte.

Sprinter mit Brennstoffzellenantrieb, 2001. Es ist der weltweit erste Brennstoffzellen-Transporter, den ein Kunde (Hermes Versand-Service aus Hamburg) unter alltäglichen Bedingungen erprobte.

Im selben Jahr stellt Mercedes-Benz ein weiteres alternatives Antriebskonzept für den Sprinter vor. Mit einer Leistung von 55 kW erreicht der Brennstoffzellen-Sprinter eine Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h bei einer Reichweite von mehr als 150 km. Der Brennstoffzellen-Sprinter nutzt dabei gasförmigen Wasserstoff als Kraftstoff. In der Brennstoffzelle verbindet sich der gasförmige Wasserstoff mit Luftsauerstoff zu Wasser und liefert dabei elektrische Energie und Wärme. Mit dem entstehenden Strom wird dann ein Elektromotor betrieben. Durch diese direkte Umwandlung des Wasserstoffs in elektrische Energie ist der Wirkungsgrad der Brennstoffzelle doppelt so hoch wie der eines Otto-Motors.

Im Jahr 2002 erfährt der Sprinter eine weitere Modellpflege. Äußerlich fallen nun Klarglas-Scheinwerfer und zweifarbig in rot-weiß gehaltene Rückleuchten sowie ein modifizierter Kühlergrill und weiße Seitenblinker auf. Außermden sind alle Sprinter Kombi und Kastenwagen bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht als einzige in ihrer Klasse mit dem ESP in Verbindung mit ABS, ASR und BAS lieferbar bzw. in einigen Ländern serienmÃäßig damit ausgestattet. Zwei Jahre später zählt ESP auch bei allen Fahrgestellen des Sprinter bis 3,5 Tonnen Gesamtgewicht zum Serienumfang.

Mercedes-Benz Sprinter Modelljahr 2003:  Der Mercedes-Benz Sprinter wird auf der Nutzfahrzeug-IAA 2002 mit verschiedenen Modellpflegemaßnahmen vorgestellt. Äußerlich durch Klarglasscheinwerfer und einen neuen Grill zu erkennen, verfügt die Baureihe in Deutschland und anderen Märkten serienmäßig als erster Transporter über das elektronische Stabilitätsprogramm ESP.

Mercedes-Benz Sprinter Modelljahr 2003: Der Mercedes-Benz Sprinter wird auf der Nutzfahrzeug-IAA 2002 mit verschiedenen Modellpflegemaßnahmen vorgestellt. Äußerlich durch Klarglasscheinwerfer und einen neuen Grill zu erkennen, verfügt die Baureihe in Deutschland und anderen Märkten serienmäßig als erster Transporter über das elektronische Stabilitätsprogramm ESP.

Dodge Sprinter (Foto: wikipedia.org)

Dodge Sprinter (Foto: wikipedia.org)

Im nordamerikanischen Markt (NAFTA) wurde der Sprinter anfänglich nicht unter der Marke Mercedes-Benz vertrieben. Die Einführung erfolgte 2001 als Freightliner Sprinter sowie ab 2004 zusätzlich als Dodge Sprinter. Nach der Trennung von Chrysler vertrieb Dodge den Sprinter nach bis Ende 2009, seit Anfang 2010 wird er sowohl als Mercedes-Benz Sprinter wie auch als Freightliner Sprinter angeboten. Zudem werden aus Zollgründen (sog. Chicken tax) die Transporter (nicht aber die für Personenbusse) vor der Verschiffung wieder zerlegt und in Ladson, South Carolina wieder zusammengebaut.

Längst ist der Sprinter in mehr als 100 Ländern der Erde unterwegs. Mit insgesamt fast 1,4 Millionen verkauften Fahrzeugen ist der Sprinter der ersten Generation von 1995 bis 2006 der Bestseller seiner Klasse in Europa und erwirbt sich einen legendären Ruf: Nach ihm wird inzwischen die Kategorie der Nutzfahrzeuge um 3,5 Tonnen Gesamtgewicht herum als Sprinter-Klasse bezeichnet. Die Produktion entlang der Kapazitätsgrenze entwickelt sich für den Sprinter zum Normalfall. Zum Ende seiner Karriere erreicht der erste Sprinter im Jahr 2005 mit rund 150.000 Exemplaren sogar einen neuen Produktionsrekord. Der erste Sprinter wurde in den Mercedes-Benz-Werken Düsseldorf, Buenos Aires (Argentinien) sowie in Ho Chi Minh City (Vietnam – dort in Completely Knocked Down-Montage) produziert.

Modell Hubraum Leistung Drehmoment Motor Bauzeit
214 / 314 / 414 2295 cm³ 105 kW (143 PS) 210 Nm M 111 1995–2000
208 D / 308 D / 408 D 2299 cm³ 58 kW (79 PS) 152 Nm OM 601 1995–2000
210 D / 310 D / 410 D 2874 cm³ 75 kW (102 PS) 250 Nm OM 602 1997–2000
212 D / 312 D / 412 D 2874 cm³ 90 kW (122 PS) 280 Nm OM 602A 1995–2000
214 / 314 / 414 2295 cm³ 105 kW (143 PS 215 Nm M 111 2000–2006
208 CDI / 308 CDI / 408 CDI 2148 cm³ 60 kW (82 PS) 200 Nm OM 611 2000–2006
211 CDI / 311 CDI / 411 CDI 2148 cm³ 80 kW (109 PS) 270 Nm OM 611 2000–2006
213 CDI / 313 CDI / 413 CDI 2148 cm³ 95 kW (129 PS) 300 Nm OM 611 2000–2006
216 CDI / 316 CDI / 416 CDI 2685 cm³ 115 kW (156 PS) 330 Nm OM 612 2000–2006
616 CDI 2685 cm³ 115 kW (156 PS) 330 Nm OM 612 2001–2006

Vito, Baureihe 638 (1996-2003)

Mercedes-Benz Vito beim Modellstart 1996

Mercedes-Benz Vito beim Modellstart 1996

Ein Jahr nach der Ablösung des T1 durch den neuen Sprinter wird auch der kleine Bruder, der MB 100, ersetzt. Für ihn startet der neue Vito, unter dessen kurzer Haube ein quer eingebauter Motor die Vorderräder antreibt. Zusammen mit dem Vito stellt Mercedes-Benz auch die neue V-Klasse vor, eine vom Vito abgeleitete Pkw-Variante.

Die Bezeichnung Vito leitet sich von Vitoria in Spanien ab, wo die Fahrzeugmodelle hergestellt werden. Ursprünglich sollte das Fahrzeug als Vitoria vermarktet werden, jedoch hatte die Firma Seat den Namen zur eigenen Verwendung schützen lassen. Gefertigt wurden in Vitoria für mehrere Jahre die sogenannten „Düsseldorfer“ Großtransporter T2, ab 1975 die Transporter N 1000/N 1300, mit Ausnahme brasilianischer Lkw die ersten Fahrzeuge von Mercedes-Benz mit Stern, die außerhalb Deutschlands entstehen. Auch dessen Nachfolge-Baureihe, der MB 90 bis MB 180 entsteht in Vitoria. Diese Modellreihe wird ausschließlich für den spanischen Markt produziert und bleibt demzufolge außerhalb Spaniens weitgehend unbekannt. Erst der Nachfolger, die Baureihe MB 100 bis MB 180 D wird seit 1986 unter anderem auch in Deutschland angeboten (als MB 100 D in zwei Radständen).

Im Herbst 1995 wird der neue Leichttransporter Vito der Öffentlichkeit vorgestellt und 1996 mit dem Titel „Van of the Year 1996“ ausgezeichnet. Platz bietet der Vito bis zu 9 Personen oder 5 Kubikmeter Ladung. Das Gesamtgewicht des 4,66 Meter langen Transporters beläuft sich auf 2,6 Tonnen, die Nutzlast beträgt knapp eine Tonne.

Mercedes-Benz Vito Kombi (1996). Technisch geht der Vito mit Frontantrieb und Quermotor ganz eigene Wege

Mercedes-Benz Vito Kombi (1996). Technisch geht der Vito mit Frontantrieb und Quermotor ganz eigene Wege

Den quer eingebauten Motor gibt es zunächst in drei Vierzylinder-Varianten: Der OM 601 mit 2,3 Litern Hubraum leistet 79 PS, die ladeluftgekühlten Turbodiesel-Version dieses Motor bietet 98 PS und der Benzin-Einspritzmotor mit Vierventil-Technik M 111 leistet 129 PS. Später folgt noch ein 2,3-Liter Benziner mit 143 PS. Neben einigen ausstattungstechnischen Abweichungen unterscheiden sich Vito und V-Klasse auch in der Modellbezeichnung. Hingegen die V-Klasse die pkw-typischen Nomenklatur trägt, haben die Vito-Modelle die aus dem Nutzfahrzeugbereich bekannte Benamung. So heißt das Turbodiesel-Modell beim Vito 110 D, die Pkw-Variante trägt den Namen V 230 Turbodiesel.

Das Fahrwerk ist dynamisch ausgelegt: McPherson-Federbeine vorn, hinten eine Einzelradaufhängung mit Schräglenkern und Schraubenfedern, Scheibenbremsen rundum, serienmäßig ABS – der Vito ist aufwändig gebaut. Zu den markanten Details des Transporters gehört sein Armaturenbrett mit einem großflächigen Mittelteil, aus dem ein kurzer Schaltknauf in Form eines Joysticks herauswächst. Aus den Pkw des Hauses übernehmen die Entwickler die Fuß-Feststellbremse. Im Ergebnis bietet das Fahrerhaus einen breiten Durchgang zur Seite und einen freien Durchschlupf nach hinten.

Mercedes-Benz Vito 108 CDI: Der Vito ist ein kompakter Transporter mit einer Gesamtlänge von 4,66 m und einer Höhe von 1,89 m.

Der Vito ist ein kompakter Transporter mit einer Gesamtlänge von 4,66 m und einer Höhe von 1,89 m.

Ebenso typisch ist auch, dass sich das Angebot des neuen Vito auf eine Einheitskarosserie beschränkt. Die meisten Käufer eines Transporters in der Klasse bis 2,8 Tonnen Gesamtgewicht, so haben die Marketingexperten herausgefunden, wählen eine Variante mit flachem Dach, kurzem Radstand, mit Schiebetür nur rechts und einer Heckklappe. Und so beschränkt sich das Karosserieangebot auf genau diese Variante, ergänzt durch eine optionale Schiebetür auf der linken Seite, eingegrenzt auch durch die beschränkten Fertigungsmöglichkeiten in Spanien: Eine Variante mit Hochdach passt schlicht und einfach nicht durch die Produktion. 1999 erhält der Vito als einzige Karosserie-Ergänzung eine Variante mit Heckflügeltüren. Insgesamt gibt es den Vito in drei Karosserievarianten: als Kombi mit Rundumverglasung und drei Sitzreihen, also Mixto mit zwei Sitzreiehn und kleinem Laderaum und als Kastenwagen mit einer Sitzreihe und großem Laderaum, wahlweise auch mit verglaster Heckscheibe.

NECAR II

NECAR II

Darüber hinaus bietet Mercedes-Benz mit dem Vito F ein alltagstaugliches Freizeitmobil mit umklappbarer Rücksitzbank mit Bettfunktion und optionalem Aufstelldach mit Dachbett an. Unter dem Namen Vito Marco Polo wird ein kompaktes Reisemobil mit Aufstelldach und Dachbett, Küchenzeile mit Kühlbox und Gasherd, Rücksitz-/Liegekombination und Schränken angeboten, welches in Zusammenarbeit mit Westfalia entsteht. Später folgt noch der Vito L, ein gut ausgestatteter Kombi für gehobene Ansprüche.

Auf Basis der V-Klasse entwickelt Mercedes 1996 sein NECAR-Programm weiter und stellt den NECAR II vor, der seine elektrische Energie aus der gesteuerten Reaktion von Wasserstoff- und Sauerstoffgas bezieht. Dabei konnte die Brennstoffzelle in Gewicht und Volumen so stark verringert werden, dass sich die Ladekapazität im Vergleich zum NECAR I um ein Vielfaches erhöht hat.

Der Vito erschließt in wichtigen Märkten als Maßstab seiner Klasse geltend Mercedes-Benz den Markt leichter Transporter: ein Erfolg, der seinem Bruder, der V-Klasse, in seiner gesamten Produktionszeit nicht gelingen mag. Die Nachfrage ist insgesamt immerhin so groß, dass das Werk Vitoria ab Frühjahr 1997 voll ausgelastet ist. Im Spitzenjahr 2000 erreichen Vito und V-Klasse eine Jahresfertigung von knapp 90.000 Exemplaren.

Mercedes-Benz Vito nach der Modellpflege im Jahr 1999.

Mercedes-Benz Vito nach der Modellpflege im Jahr 1999.

1999 erhalten Vito und V-Klasse eine gemeinsame Modellpflege. Die betagten Dieselmotoren werden durch moderne CDI-Triebwerke ersetzt. Neben diesen durchzugsstarken und verbrauchsgünstigen 2,2-Liter CDI-Motoren vom Typ OM 611 mit 82, 102 und 122 PS werden die beiden Benziner unverändert angeboten. Neu gestaltete Instrumente sowie Feinschliff an Sitzen und Schaltung runden die Überarbeitung des Vitos ab. Vier Jahre später werden Vito und V-Klasse durch durch eine neue Generation von kompakten Transportern ersetzt.

Modell Motortyp Hubraum Leistung Drehmoment Bauzeit
V 200 / Vito 113 M 111 1998 cm³ 95 kW (129 PS) 186 Nm 1996–2003
V 230 / Vito 114 M 111 2295 cm³ 105 kW (143 PS) 215 Nm 1996–2003
V 280 VR6 (VW) 2792 cm³ 128 kW (174 PS) 237 Nm 1997–2003
Vito 108 D OM 601 2299 cm³ 58 kW (79 PS) 152 Nm 1996–1999
V 230 TD / Vito 110 D OM 601 2299 cm³ 72 kW (98 PS) 230 Nm 1996–1999
Vito 108 CDI OM 611 2151 cm³ 60 kW (82 PS) 200 Nm 1999–2003
V 200 CDI / Vito 110 CDI OM 611 2151 cm³ 75 kW (102 PS) 250 Nm 1999–2003
V 220 CDI / Vito 112 CDI OM 611 2151 cm³ 90 kW (122 PS) 300 Nm 1999–2003

[intlink id=“2181″ type=“post“]–> Fortsetzung …[/intlink]

(Fotos: Daimler AG)

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Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Montag, den 10. Mai 2010 um 17:29 Uhr  |  59.666 Besuche

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3 Kommentare zum Beitrag “Die Geschichte der Mercedes-Benz Transporter, Teil 4.1”

  1. 2
  2. 3
    Oliver schreibt:

    Also ein solcher La(s)twagen steht bei uns gegenüber auf dem Parkplatz und gerade kam hier ein Bus vorbei.

    Kleiner Tipp: Lastwagen ungleich Transporter. Hier geht es um Transporter, nicht um Motorräder, Pkws, Lastwagen oder Busse.


    Trackbacks / Pings

  1. 3
    Tweets die Neues aus dem Bereich Geschich auf der Mercedes-Seite: Die Geschich der Mercedes-Benz T #308_E #616_CDI #Chicken_tax erwähnt -- Topsy.com schreibt:

    […] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Oliver Hartwich erwähnt. Oliver Hartwich sagte: Neues aus dem Bereich Geschich auf der Mercedes-Seite: Die Geschich der Mercedes-Benz T http://bit.ly/dkNFDq #308_E #616_CDI #Chicken_tax […]

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