Dez18
2011

Youngtimer Mercedes-Benz SL (R107)

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Geschrieben 18. Dezember 2011 von


Mercedes-Benz SL (R107) US-Version

Mercedes-Benz SL (R107) US-Version

Vor einigen Jahren rümpften die Sammler noch die Nase, wenn Sie eine amerikanische Version des Mercedes-Benz SL (R107) sahen. Das hat sich nun aber geändert, denn diese Fahrzeuge haben Ihre Nische auf dem Youngtimer-Markt gefunden und seit moderne US-Modelle nur noch marginale Änderungen aufweisen, sind die aufwändig umgebauten Heimkehrer der 80er Jahre umso mehr begehrt.

Nischen gibt es auf dem Old- und Youngtimer-Markt nur noch wenige. Die Märkte sind in vielen Teilen Europas bereits ziemlich leer. Eine Nische aber blieb bisher recht unentdeckt: Der amerikanische Reimport. Jetzt ist die Zeit gekommen, einen Blick für diese Fahrzeuge zu haben. Nicht nur dass der Preis interessant ist, es sind vielmehr die teilweise umfangreichen Umbauten für den amerikanischen Markt, die die Fahrzeuge als Zeugen einer vergangenen Zeit wertvoll machen – so auch die Mercedes-Benz Roadster der Baureihe R107.

Die Stars und Sternchen in Hollywood fanden schon an dem im Jahre 1971 erschienenen Entwurf des SL (R107) von Mercedes Designer Friedrich Geiger gefallen. Auch die Anpassungen der Baureihe an die in Amerika geltenden Gesetze gefielen.

Mit wuchtigen Stoßstangen, die sich dank Stoßdämpferelementen sogar bis zu einem gewissen Grad selbst reparierten, wurde der SL fit gemacht für den rauen Parkplatzalltag in den amerikanischen Metropolen. Für die aktive Fahrsicherheit sorgten die einteiligen Sealed Beam Scheinwerfer, die Mercedes-Benz in die europäischen Breitbandscheinwerfer einsetzte.

Nicht wirklich schön, aber in den USA Pflicht: die dritte Bremsleuchte auf dem Heckdeckel

Nicht wirklich schön, aber in den USA Pflicht: die aufgesetzte dritte Bremsleuchte auf dem Heckdeckel des SL

Optisch gewöhnungsbedürftig, aber auch im Dienste der Sicherheit, war die auf den Heckdeckel aufgesetzte dritte Bremsleuchte. Ein sinnvolles Accessoire, das später auch in Europa zur Grundausstattung gehörte.

Innenraum des Mercedes-Benz Typ 380 SL (1980 bis 1985) der Baureihe 107

Innenraum des Mercedes-Benz Typ 380 SL (1980 bis 1985) der Baureihe 107

Im Innenraum des sportlichen Zweisitzers herrschte hingegen, sieht man einmal von der serienmäßigen Vollausstattung mit Ledersitzen und der aufwändigen Klimaautomatik ab, europäisches Serieneinerlei. Lediglich die Farbauswahl lies den Kundenkreis erkennen, denn in den USA waren traditionell weiche Farben wie Champignon oder Dunkelbraun gefragt. Töne, die in Europa erst zwanzig Jahre später in Mode kamen.

Wer sich heutzutage einen SL aus den USA holt, könnte wegen der opulenten Sicherheitsausstattung bei den hiesigen Zulassungsbehörden einige Probleme bekommen. Bei der Technik ist das glücklicherweise anders. Im Falle des Mercedes-Benz 560 SL sorgte exklusiv der hubraumgrößte Motor aus der S-Klasse (W126) für Vortrieb. Für das Exportmodell ersetzte Mercedes den europäischen 5,0-Liter-Motor durch den 5,6-Liter-V8 mit 231 PS. Großer Hubraum, wenig Leistung und dazu eine samtweich schaltende Viergangautomatik – es gab nichts Besseres für den „American Way of Life“.

Auch heute noch bietet diese Antriebseinheit Genuss ohne Reue. Dank einer modernen Einspritzanlage schaffte der Ami-SL bereits bei seinem Erscheinen im Jahre 1985 spielend die scharfen Abgasprüfungen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und gehört somit heute auch in Deutschland zu den Youngtimern, die dank grüner Umweltplakette keinen Stillstand befürchten müssen. Eine niedrige Verdichtung, geringe Belastung durch die örtlichen Geschwindigkeitsbegrenzungen und eine solide, weil wenig von Korrosion heimgesuchte Karosse sind Pluspunkte, die eine Investition in einen amerikanischen SL zu einer sichern Sache machen.

Wenn Sie nun den Entschluss gefasst haben, einen amerikanischen SL nach Hause zu holen, dann sollten Sie bei der Suche auf den Internetseiten amerikanischer Anbieter aufmerksam sein – hier ist nicht alles Gold, was einen Stern trägt. Nicht selten werden gerade europäische Luxuskarossen wie der SL nach einem Unfall nur unzureichend wieder zusammengesetzt und lackiert. Kommt der Auswanderer in so einem Fall dann im Container nach Deutschland, ist die Enttäuschung groß und es herrscht ratloses Entsetzen. Gewährleistungsansprüche sind in der Regel kaum bei dem US-Händler durchzusetzen und es bleibt dann nur die kostenintensive Instandsetzung. Dabei geht dann die Beschaffung teurer US-Spezialteile noch einmal zusätzlich ins Geld.

Wer dem speziellen Charme des Mercedes-Benz 560 SL nicht widerstehen kann, tut also gut daran, sich mit einem bereits nach Deutschland eingeführten Modell eines seriösen Händlers zu beschäftigen. Diese Fahrzeuge verfügen in der Regel über alle notwendigen Papiere, sind vom deutschen TÜV abgenommen und haben auch eine Gewährleistung.

Haben Sie diese wichtigen Punkte berücksichtigt und der Spätheimkehrer steht dann mit einem deutschen Kennzeichen auf der Straße, wird der SL kein unkalkulierbares Risiko und Sie können sich über die Wertentwicklung freuen, die sich keinesfalls hinter einem Europäer zu verstecken braucht.

Mercedes-Benz SL der Baureihe 107 (1971 bis 1989) mit Hardtop, mit geschlossenem Verdeck und offen

Mercedes-Benz SL der Baureihe 107 (1971 bis 1989) mit Hardtop, mit geschlossenem Verdeck und offen

Technische Daten Mercedes-Benz SL (R107)

Bauzeit: 1971 – 1989

Motor und Leistung: Typ 280 SL (185 PS), Typ 350 SL (200 PS), Typ 450 SL (225 PS), 500 SL (240 PS), 380 SL (218 PS) , 300 SL (188 PS), 420 SL mit V8-Motor (218 PS ohne, 204 PS mit Katalysator), Typ 560 SL (230 PS)

Höchstgeschwindigkeit: 223 km/h

Beschleunigung 0 – 100 km/h: 7,5 sec

Stückzahl: 49.349 (nur US-Markt)

Kraftübertragung: Viergangautomatikgetriebe, Heckantrieb

Durchsichtzeichnung Mercedes-Benz Typ SL (1980 bis 1985) Baureihe 107. Insgesamt wurde die Baureihe von 1971 bis 1989 gebaut.

Durchsichtzeichnung Mercedes-Benz Typ SL (1980 bis 1985) Baureihe 107. Insgesamt wurde die Baureihe von 1971 bis 1989 gebaut.

Geschichte der Baureihe R107

Mercedes-Benz Typ 560 SL der Baureihe R 107

Mercedes-Benz Typ 560 SL der Baureihe R 107

Elegant und sportlich, stark und sicher – der im Frühjahr 1971 vorgestellte Mercedes-Benz SL der Baureihe 107 ist ein klassischer Roadster mit jenen Markenwerten, die für den Erfinder des Automobils stehen. Nach den SL-Modellen der 1950er-Jahre und den „Pagoden“-SL der Baureihe 113 stellt der Sportwagen des Jahres 1971 die dritte Generation dieser Fahrzeugfamilie dar. Und die Baureihe erweist sich als absolutes Erfolgsmodell: Mehr als 18 Jahre lang werden die Roadster produziert.

In der Markengeschichte von Mercedes-Benz stehen die SL-Modelle seit den 1950er-Jahren für die Verbindung aus Innovation, Traditionsbewusstsein sowie dem hohen Anspruch an Sportlichkeit, Komfort und Eleganz. Das drücken die SL-Roadster der Baureihe 107 bereits stilistisch aus. Der offene Zweisitzer zeigt sich als starkes, selbstbewusstes und repräsentatives Fahrzeug. Dass dieser Roadster zugleich als komfortabler Reisewagen angelegt ist, macht ein sorgfältig entwickeltes Detail deutlich. Während das für einen Roadster typische Klappverdeck von Frühjahr bis Herbst für flexiblen Schutz vor der Witterung sorgt, gibt es für die kalten Monate ein abnehmbares Coupédach. Dieses Hardtop fügt sich besonders harmonisch in die Linienführung des Sportwagens ein.

Technisch setzen die SL-Typen der Baureihe 107 insbesondere mit ihrem umfassenden ganzheitlichen Sicherheitskonzept Maßstäbe. Das Crashverhalten des offenen Zweisitzers ist seiner Zeit weit voraus. Dazu tragen beispielsweise das definierte Knautschverhalten von Karosserie und Rohbaustruktur bei, genauso wie die hoch stabile A-Säule und eine konsequent nach Sicherheitskriterien gestaltete Innenausstattung. Zu dieser zählen unter anderem das stark gepolsterte Armaturenbrett, die deformierbaren oder versenkt angeordneten Schalter und Hebel sowie das neue Vierspeichen-Sicherheitslenkrad mit Pralltopf und breiter Polsterplatte. Außerdem befindet sich der Kraftstofftank nicht mehr im Wagenheck, stattdessen ist er kollisionsgeschützt über der Hinterachse eingebaut.

Zu den Innovationen im Bereich der aktiven Sicherheit zählen Maßnahmen, welche die Sicht und die Sichtbarkeit verbessern. Neu entwickelte Windleitprofile an den A-Säulen dienen bei Regen als Schmutzwasserrinnen und halten die Seitenscheiben auch bei ungünstiger Witterung sauber. Die weit herumgezogenen Blinker sind auch seitlich gut sichtbar. Und die großflächigen Heckleuchten erweisen sich durch ihr geripptes Oberflächenprofil weitgehend unempfindlich gegen Verschmutzung. Mit solchen Details sind die SL-Typen der Baureihe 107 nicht nur technisch wegweisend für die immer wieder Maßstäbe setzende Pkw-Entwicklung von Mercedes-Benz, sie prägen für die folgenden Jahre auch den Stil der Mercedes-Benz Personenwagen.

Zur Premiere des 4,39 Meter langen, 1,79 Meter breiten und mit geschlossenem Verdeck 1,30 Meter hohen Sportwagens im Frühjahr 1971 stellt Mercedes-Benz zunächst den Typ 350 SL (200 PS) vor. Vom Frühjahr 1973 an ist dann in den europäischen Märkten auch der Typ 450 SL (225 PS) lieferbar. Beide Typen werden von V8-Motoren angetrieben, dieser Einsatz von Achtzylinderaggregaten in SL-Sportwagen ist eine Premiere in der Geschichte von Mercedes-Benz.

In ihrer äußerst erfolgreichen, 18 Jahre dauernden Produktionszeit wird die SL-Baureihe 107 mit einer ganzen Reihe verschiedener Sechs- und Achtzylindermotoren ausgerüstet. Im Juli 1974 stellt die Stuttgarter Marke den 280 SL mit einem (185 PS) starken Reihensechszylinder vor. Damit stehen nun drei SL-Motorisierungen zur Auswahl, das ist ein weiteres Novum in der Geschichte dieser Typenklasse. Im Laufe der Zeit werden alle Motoren bei leicht geänderten Leistungswerten modifiziert, um den mittlerweile auch in den meisten europäischen Ländern verschärften Emissionsgrenzwerten besser zu entsprechen.

1980 wird der 500 SL (240 PS) mit Leichtmetallmotor neues Spitzenmodell der Roadster-Familie, während der 380 SL (218 PS) den Typ 350 SL ablöst. Eine weitere Modellpflege bringt im Jahr 1985 als Nachfolger des Typs 280 SL den 300 SL (188 PS), zudem gibt es nun alle Motoren auf Wunsch mit Abgaskatalysator. Neu im Programm ist der 420 SL mit V8-Motor (218 PS ohne, 204 PS mit Katalysator). Die spektakulärste Neuheit ist der Typ 560 SL (230 PS), der allerdings den Exportmärkten USA, Australien und Japan vorbehalten bleibt. Trotz des vergrößerten Hubraums ist das 5,6-Liter-Modell weniger leistungsstark als der 500 SL. Grund dafür ist die aufwendige Abgasreinigungsanlage, womit der SL die besonders scharfen Emissionsgrenzwerte für den US-Markt erfüllt.

Bereits in seinem Premierenjahr 1971 bildet der 350 SL die technische und stilistische Basis für ein viersitziges Coupé, das die Oberklasse-Coupés der Baureihe 111 ablöst und damit zu den Vorgängermodellen der heutigen CL-Klasse zählt. Diese SLC-Typen, beginnend mit dem im Herbst 1971 präsentierten 350 SLC, haben aber einen um 360 Millimeter verlängerten Radstand (2820 Millimeter statt 2460 Millimeter), um die hintere Sitzreihe unterzubringen.

Die Erfolgsgeschichte der SL-Typen der Baureihe 107 dauert vom Frühjahr 1971 bis zum Sommer 1989. In dieser mehr als 18 Jahre währenden Epoche entstehen im Mercedes-Benz Werk in Sindelfingen insgesamt 237.287 Fahrzeuge.

Die Erfolgsgeschichte der SL-Typen der Baureihe 107 dauert vom Frühjahr 1971 bis zum Sommer 1989. In dieser mehr als 18 Jahre währenden Epoche entstehen im Mercedes-Benz Werk in Sindelfingen insgesamt 237.287 Fahrzeuge.

Der elegante Zweisitzer zeigt sich als starkes, selbstbewusstes und repräsentatives Fahrzeug.

Der elegante Zweisitzer zeigt sich als starkes, selbstbewusstes und repräsentatives Fahrzeug.

Mercedes-Benz SL (R107)

Mercedes-Benz SL (R107) - die Baureihe erweist sich als absolutes Erfolgsmodell: Mehr als 18 Jahre lang werden die Roadster produziert.

 Fotos: Daimler AG

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Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Sonntag, den 18. Dezember 2011 um 11:53 Uhr  |  49.809 Besuche

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