Feb10
2014


Auto Bild 100.000 Kilometer-Dauertest mit der Mercedes-Benz E-Klasse – wir haben schon lange nicht mehr soviel gelacht!

Auto Bild 100.000 Kilometer-Dauertest mit der Mercedes-Benz E-Klasse – wir haben schon lange nicht mehr soviel gelacht!

Sehr geehrte Auto Bild. Was ist denn bitte bei euch los? Der Auftrag bei einem 100.000 Kilometer-Dauertest ist doch eigentlich klar definiert. Was eure Leserinnen und Leser interessiert, solltet Ihr wissen. Nimmt man sich euer Heft Nummer 5 vom 31. Januar 2014, dann kann man es kaum glauben, was Ihr da auf gut deutsch für einen Mist geschrieben habt!

Im Duden steht zum Thema Dauertest: Test, bei dem festgestellt werden soll, welcher Dauerbelastung eine Sache standzuhalten vermag.“ Also auf das Thema Auto übertragen, frei formuliert: hält die Karre oder nicht? Rostet die Hütte? Was ging kaputt? Welche Schwachstellen hat die Kiste? Was ist toll? Kann man den Wagen wirklich kaufen? …

Fassen wir nun mal zusammen, zu welchem Ergebnis Ihr bei dem 100.000 Kilometer-Dauertest der Mercedes-Benz E-Klasse gekommen seid. Vorab: Viel zu berichten hatten die Redakteure nach dem Test irgendwie nicht, aber immerhin wurden auf sechs Seiten halbwegs schöne Fotos veröffentlicht.

Zum Auto Bild-Dauertest angetreten war eine Mercedes-Benz E-Klasse. Modell: E 350 CDI T-Modell (S212). 265 PS, schlicht, grau, mit diversen Extras für 80.652 Euro. Wie von Auto Bild gewohnt, die bekannten Kommentare der Redakteure vor dem Test: „kein Pseudokombi, denn ins Heck passen bis zu 1.950 Liter“, „Taximodell“, „Traumwagen für reisefreundliche Familien“, „ein paar nette Sonderwünsche und schon wird es richtig teuer“… Das lassen wir hier mal so stehen.

Die Qualitäten der E-Klasse sind grundsätzlich bekannt. Die Redakteure bei diesem Dauertest waren die klassischen Vertreter vom Typ: erst mal nörgeln und dann gut finden. Kleine Kostprobe gefällig? „Kurzeitige Gäste hinter dem Lenkrad waren nicht euphorisch, bemäkelten den Wählhebel der Automatik, weil er sich ungewohnt hinter dem Lenkrad befindet.“

Okay, alles klar. Jahrzehntelang war der Automatikhebel bei fast allen Autos an gewohnter Stelle (außer bei amerikanischen Fahrzeugen) und nun ist er da nicht mehr. Dem geübten Fahrer überrascht das einmal und fertig. Zum Glück ging es anscheinend den Auto Bild-Redakteuren auch so, denn wenige Zeilen später fangen diese das große Zurückrudern bei diesem Thema an. Dann heißt es als Bildunterschrift von einem großen Cockpit-Foto: „Klasse Schalter. Einen besseren Automatikwählheben bietet derzeit keiner – schlichte Bedienung, Toplage.“

Insgesamt kamen die Dauertester zum Ergebnis, dass die E-Klasse erst nach längerer Zeit ihre Verführerqualitäten zeigt. Viele Vorzüge werden oft unbewusst zur Kenntnis genommen. Zum Beispiel der kleine enge Wendekreis und die gute Übersichtlichkeit. An dieser Stelle wird „der luftige Raumeindruck, auch mangels Schalthebel auf der Mittelkonsole“ gelobt. Überzeugt hat dann irgendwann auch der Kompromiss der Fahrwerksabstimmung, weil er unangenehme Stöße zuverlässig unterbindet, ohne Fahrbahnkontakt und Fahrstabilität zu verringern. Auch die dauerbequemen Sitze, der kraftvolle V6-Diesel und die angenehme Akustik begeisterten  während des Testes immer mehr. Selbst der Durchschnittsverbrauch von 9,5 Liter auf 100 Kilometer fand Anerkennung. Zusammengefasst gab es eigentlich nichts zu meckern!

Wie bei den Dauertests von Auto Bild üblich, werden die Fahrzeuge am Ende komplett zerlegt und es wird nach Schwachstellen gesucht. Hierzu holte man sich gleich noch einen Sachverständigen zur Beurteilung. Nach 100.000 Kilometer Dauertest wurden folgende sieben Punkte nochmals von Auto Bild nicht wirklich bemängelt aber besonders erwähnt.

Punkt Eins – die Scheinwerfer. Hierzu wird geschrieben: „Die Bi-Xenon-Scheinwerfer bieten hervorragende Ausleuchtung. Bemängelt werden der träge Fernlichtassistent und die späte Abblendeinschaltung per Fahrlichtautomatik.“ Von uns übersetzt: Licht ist gut, aber zu langsam – subjektiver Eindruck.

Punkt Zwei: „Das Distronic-Plus-Radarauge sorgt für entspannte Tempomat-Touren, solange sich der Autobahnverkehr nicht verdichtet. Den Fahrer kann das System noch nicht ersetzen.“ Von uns übersetzt: Abstandsradar ist gut und entspannt, aber nur wenn wenig Verkehr auf der Autobahn ist. Frage an Auto Bild: Der Sinn und Zweck vom Distronic-Plus-System ist bekannt? Den Fahrer ersetzen?

Punkt Drei: „Das Navigationssystem war in der zweiten Testhälfte nicht mehr ganz auf der Höhe. Beim Service wurde leider versäumt, den Navigator per Update zu aktualisieren.“ Von uns übersetzt: Nach 50.000 Kilometern findet das Navi zwar noch immer den Weg, aber weil die Werkstatt ein Update vergessen hat und man ja nicht nochmals deswegen kurz hinfahren kann, ist das Navi schlecht.

Punkt Vier: „Die leider üblichen Arbeitsspuren von Turbodieselmotoren finden sich auch im Mercedes. Schmierige Undichtigkeit am Schlauchanschluss des Ladeluftkühlers.“ Von uns übersetzt: Was bei allen bekannt ist findet sich auch hier und da war noch was irgendwas Schmieriges.

Punkt Fünf: „Dieses siebenstufige Wandlergetriebe hat Mercedes durch ein neunstufiges abgelöst. Die gute Dauerhaltbarkeit kann nicht der Anlass dafür sein.“ Von uns übersetzt: sinnloser Kommentar zu einem tadellos funktionierendem Bauteil.

Punkt Sechs: „Prachtstück statt Downsizing: Der V6 machte nicht nur im Fahrbetrieb viel Freude. Auch für unseren Fotoaufbau ist dieser Motor ein besonderer Leckerbissen.“ Von uns Übersetzt: Super Motor im Auto und danach auch – doppelte Freude!

Punkt Sieben: „Der Motorkühler war bei der Demontage im unteren Drittel durch Fremdkörper stark verschmutzt. Auf die Leistung des Kühlers hatte dies aber noch keinen Einfluss.“ Von uns übersetzt: Kühler schmutzig, Ursache unbekannt, keine Beeinträchtigung nach 100.000 Kilometer.

Wir fassen hier nochmals zusammen: Es gab eigentlich nichts zu meckern! Keine Spur von: der Wagen rostet, die Elektrik spinnt, die Sitze sind doof, der Motor ist zu laut, zu wenig Platz oder sonst irgendetwas. Aber jetzt kommt’s! Bei eurem abschließenden Fazit! „Note 3- in der Auto Bild-Wertung, weil die Tür des Öfteren nicht aufgeht. Ein derart lästiger und hartnäckiger Mangel ist nun mal inakzeptabel, ganz besonders bei einem Mercedes. Davon abgesehen hätte er das Prädikat „gut“ durchaus verdient, der gute Stern. Ohne das Türdrama wäre eine gute Zwei fällig.“

Frage: Ansonsten ist bei euch alles in Ordnung? Ihr straft den Wagen nach 100.000 Kilometer Dauertest mit der Gesamtnote drei minus ab, weil es ein „Türdrama“ gab? Nicht wirklich? Ihr schreibt: „Der Mercedes blieb nie liegen, funktionierte immer zuverlässig und zeigte zu allem Überfluss am Schluss so gut wie keinen Verschleiß.“ Von uns nochmals zur Erinnerung: Im Duden steht zum Thema Dauertest: Test, bei dem festgestellt werden soll, welcher Dauerbelastung eine Sache standzuhalten vermag.“

Dieser Türzug – ein mechanisches Teil – kann bei dauerhafter Benutzung schon mal kaputt gehen. Euch fiel nach rund 26.000 Kilometern das erste Mal auf, dass der Türzug hinten rechts ausgehakt ist. Bei 65.000 Kilometern bemerkt Ihr den Defekt wieder, kurz darauf bei gut 75.000 Kilometer erneut. Am am Ende bei 100.000 Kilometer ist es dann der linke Türzug.

Keine Diskussion: geht was kaputt, dann ist das nicht in Ordnung. Aber setzten wir das doch bitte mal ins richtige Verhältnis: der Durchschnittsfahrer schafft im Jahr gut 15.000 Kilometer. Geht man davon aus, dass euch der Defekt nach 26.000 Kilometern aufgefallen ist, dann hat die Tür also gut zwei Jahre vollkommen problemlos funktioniert. Spekuliert man nun einmal, dass die erste Reparatur (bei eurem Testwagen insgesamt vier Mal während der 100.000 Kilometer von Mercedes-Benz auf Garantie) nicht ganz ordentlich vorgenommen wurde, dann erklärt sich vielleicht, dass der gleiche Defekt bei 65.000 Kilometer wieder aufgetreten ist. Also rechnerisch bei einem Durchschnittsfahrer wieder nach zwei Jahren. Da hatte diese Tür also in rund vier Jahren an einem mechanischen Verschleißteil zwei Mal ein Problem. Ihr hattet sonst nichts an dem Testwagen zu meckern. Nichts. Kein Rost, kein Klappern, keine Panne – nichts!

Nun stellt sich fast schon die Frage: wie oft habt ihr die Tür geöffnet, weil Sie bei gut 75.000 Kilometern schon wieder hin war? Und was habt Ihr gemacht, dass Sie danach 25.000 Kilometer ganz geblieben ist und nach 100.000 Kilometer plötzlich die linke Tür kaputt war?

Also ganz ehrlich Auto Bild: dieser Dauertest war eine ganz schwache Nummer. Sachliche Informationen? Bis auf die Tabellen Kosten, technische Daten und Testwerte – totale Fehlanzeige! Keine Empfehlungen, keine sinnvollen Hinweise. Die Fotos und die Bildunterschriften –  unpassend! (Auto am Wegesrand irgendwo im Grünen „Ideal für Fernfahrer: Der Komfortkombi war im Fuhrpark erste Wahl für Reisende“ oder: Heckansicht vom Auto „Dank 265 PS eine häufig gesehene Perspektive: unser E 350 CDI T-Modell von hinten.“). Was soll das?

Und dann dieser „Bericht“ – irgendwie nur Müll! Zusammengekritzelter Quatsch! Nur subjektive Kommentare und widersprüchliche Bemerkungen. Warum schreibt Ihr nicht von Anfang an? „He, neuer Testwagen. Alles schick. Ausstattung, Preis, los geht’s.“ „Nach 30.000 Kilometer. Kleine Panne, Auspuff abgefallen. Kurz in die Werkstatt – alles wieder ok.“ usw. – Das kann doch wirklich nicht so schwer sein!

Ach, und dann noch diese Zuverlässigkeits-Rangliste. Fiat Bravo Platz 19, Renault Laguna Platz 44, Mercedes-Benz E-Klasse Platz 69? Nun hatten wir wenigstens noch was zu lachen!

www.autobild.de

www.autobild.de

Den Artikel „100.000 Kilometer-Dauertest Mercedes-Benz E-Klasse“ können Sie in der Auto Bild Heft Nummer 5 vom 31. Januar 2014 nachlesen.

Fotos: Daimler AG und Homepage: www.autobild.de

 

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Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Montag, den 10. Februar 2014 um 00:07 Uhr  |  21.969 Besuche

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