Aug07
2019


Der Mercedes-Benz N 1300 – ein Transporter-Mythos aus dem Baskenland

Der Mercedes-Benz N 1300 – ein Transporter-Mythos aus dem Baskenland

Der Transporter N 1300 ist auch wegen seiner Seltenheit sagenumwoben. Mitte der 1970er-Jahre wurde der Kleintransporter für kurze Zeit in Vitoria im Baskenland produziert und stellt damit den Startpunkt der Erfolgsstory von Mercedes-Benz España dar.

Um den Mercedes-Benz N 1300 ranken sich Mythen. Die meistens davon dürften auf Spanisch erzählt werden. Das liegt an der Herkunft und der Vorgeschichte des Kleintransporters, der Mitte der 1970er-Jahre in Vitoria erstmals vom Band lief. Die Produktion des kantigen Vierzylinders im Werk im spanischen Baskenland dauerte bis 1987 an. Dann erblickte der Nachfolger MB 100 das Tageslicht, den Mercedes-Benz auch in Deutschland verkaufte. Bis dahin war der N 1300 vornehmlich für den südeuropäischen und nordafrikanischen Markt produziert worden, wo man diese Rarität auf vier Rädern auch heute noch vereinzelt zu Gesicht bekommt – wenn man Glück hat. Denn die Geschichte des N 1300 ist spannend und vielschichtig, sie erzählt von zahlreichen Übernahmen und Kooperationen deutscher und spanischer Autobauer, von ihren Vorstößen und Rückziehern.

Der Mercedes-Benz N 1300 – ein Transporter-Mythos aus dem Baskenland

Der Mercedes-Benz N 1300 – ein Transporter-Mythos aus dem Baskenland

Offiziell beginnt die Geschichte 1975 in Vitoria. Dort war Daimler-Benz mit dem N 1000 erstmals den Schritt gegangen, außerhalb von Deutschland autark Nutzfahrzeuge zu produzieren. Heute steht in Vitoria das zweitgrößte Transporterwerk von Mercedes-Benz weltweit, in dem unter anderem die Midsize-Vans Vito (angelehnt an den Standortnamen) und die V-Klasse vom Band laufen. Doch zurück zum N 1300 und zu seinem „älteren Bruder“ N 1000: Die Frontlenker-Bauweise der Kleintransporter mit vorne längs eingebautem Dieselmotor und dem für Mercedes-Benz damals untypischen Frontantrieb sowie die nicht selbsttragende Karosserie auf einem Doppelrohrrahmen zeugen von einer ungewöhnlichen Entwicklungs- und Konstruktionshistorie. Wir versuchen zu sortieren…

Wie sein Vorgänger hatte der 4,50 Meter lange, 1,80 Meter breite und gut zwei Meter hohe N 1300-Leichttransporter seine Wesenszüge vom DKW (Dampf-Kraft-Wagen) F 1000 L geerbt, dessen kantiges Design vom bekannten Turiner Karosseriehersteller Fissore entworfen worden war. Auch die Benennung der Modelle richtete sich nach den von der Auto Union gebauten DKW-Ahnen – die Ziffer stand für die Nutzlast. Die Auto Union hatte Anfang der 1950er-Jahre die Tochterfirma IMOSA gegründet und den Standort im baskischen Vitoria 1952 aufgebaut. Ab 1954 entstanden dort DKW-Schnelllaster, zu Beginn der 1960er-Jahre unter anderem der besagte F 1000 L, der von 1963 bis 1965 von der Auto Union aus Spanien auch nach Deutschland exportiert wurde. Nachdem Volkswagen 1965 die Auto Union übernommen hatte, stellte der Konzern den Export nach Deutschland ein, weil dort der leistungsstärkere VW-Transporter angeboten wurde.

Der Mercedes-Benz N 1300 – ein Transporter-Mythos aus dem Baskenland

Der Mercedes-Benz N 1300 – ein Transporter-Mythos aus dem Baskenland

Für den iberischen Markt aber wurde der F 1000 weiterhin produziert. Ab Ende 1964 erhielt der Kleintransporter den von Mercedes-Benz gebauten Dieselmotor OM 636 mit 1,8 Litern Hubraum, der von der ENMASA mit Lizenz von Daimler-Benz in Barcelona hergestellt wurde. 1972 wurde das Werk in Vitoria, das nach wie vor zu Daimler-Benz gehörte, mit Volkswagen zur MEVOSA (Mercedes-Benz y Volkswagen S.A.) umfirmiert. Noch liefen Kleintransporter von DKW und Mercedes-Benz im Baskenland gleichermaßen vom Band, 1974 zog sich VW schließlich aus der spanischen Zusammenarbeit zurück: Damit hatte inoffiziell die Geburtsstunde von Mercedes-Benz España geschlagen – die Namensänderung erfolgte offiziell erst 1981 – und 1975 erschien der noch mal verbesserte DKW F 1000. Statt der vier Ringe der Auto Union trug er nun jedoch einen Stern an der Front. Wir sagen „Bienvenido!“ zum Mercedes-Benz N 1000 Kleinbus mit neun Sitzen.

Gerade in Spanien und Portugal kam der N 1000, der im leeren Zustand eine Höchstgeschwindigkeit von 100 km/h erreichte, als Personen- und Nutzlasttransporter, als Abschlepp- und Möbelwagen und sogar als Polizeiwagen zum Einsatz.Weil die 43 PS, die der Dieselmotor OM 636 zu bieten hatte, für diese Ansprüche nicht immer ideal waren, rüstete Mercedes-Benz nach. Der N 1300 erhielt den Vierzylinder-Dieselmotor OM 615 mit 55 PS und zwei Litern Hubraum. Und es gab noch einige weitere Verbesserungen, unter anderem bei Fahrgestell, Federung, Kupplung, Getriebe und Chassis. Äußerlich glich er dem N 1000 weitgehend. Das Facelift folgte gut zehn Jahre später, als die ersten MB 100 und 130 in Vitoria in den Startlöchern stehen sollten.

Der Mercedes-Benz N 1300 – ein Transporter-Mythos aus dem Baskenland

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Dass Daimler-Benz damals an seinem spanischen Werk festhielt, war keine Selbstverständlichkeit. Schließlich hatte der Terror Spanien Ende der 1970er im Griff, die Konjunktur befand sich im Sinkflug, die Märkte waren unruhig und das Land stand nach dem Tod von General Franco vor den ersten Wahlen seit über 40 Jahren. Noch im Dezember 1977 hatte die deutsche Wochenzeitung „Die Zeit“ daher spekuliert, Daimler-Benz werde sich bald schon aus dem spanischen Geschäft zurückziehen. Doch die Marke mit dem Stern blieb dem Baskenland treu – und stellt dort bis heute erfolgreich Transporter her.

Fotos: Daimler AG, Text: myvan.com*

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Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Mittwoch, den 07. August 2019 um 00:05 Uhr  |  4.544 Besuche

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