2020
Wer kennt das nicht: Ein paar Krümel auf dem Sitz, Fingerabdrücke auf Display des Navis oder Hundehaare auf der Rückbank. Manche Flecken oder Rückstände im Auto sehen nicht nur unschön aus, sondern beleidigen auch oft die Nase. Mit ein paar Tricks von den Profis wird der Innenraum aber schnell wieder sauber.
Kleine Missgeschicke beim Autofahren passieren schnell. Etwas zu sportlich angefahren und schon hat sich der Becher Kaffee in der Mittelkonsole verteilt. Nun ist nicht gleich Panik angesagt, aber etwas Eile ist schon geboten. „Je geringer die Einwirkzeit ist, desto einfacher lässt sich die Verunreinigung entfernen“, sagt Fahrzeugpflege-Profi Christian Petzoldt aus Hagen. Hartnäckigen Dreck wie Kaugummi, Schokolade oder andere klebrige Speisen lassen sich am einfachsten mit Kältespray aus der Apotheke entfernen. „Einfach aufsprühen bis der Schmutz bröckelt, ausbürsten, dann absaugen“, erklärt Petzoldt.
Gegen Milch, Urin, Blut oder Erbrochenes helfen biologische Reiniger mit Mikroorganismen. „Die werden auf die Stelle gesprüht und fressen alles Organische rückstandslos auf. Nach ein bis zwei Tagen ist die entsprechende Stelle sauber sowie geruchsfrei und die Mikroorganismen sterben ab“, sagt Petzoldt. Gegen Tierhaare helfen spezielle Gummibürsten, Handschuhe und ein starker Sauger.
Wer generell den Innenraum seines Wagens auf Vordermann bringen will, setzt am besten zunächst den Staubsauger ein und saugt lose grobe Verschmutzungen und Sandpartikel ab. Bei der Reinigung sollten Autofahrer generell auf harte Bürsten und Tücher verzichten, weil sonst feine Kratzer oder Schrammen entstehen. Besser seien weiche Werkzeuge, auch wenn die Arbeit dann länger dauert. Fahrzeugpflege-Profi Christian Petzoldt rät, die Reiniger oder Pflegemittel zuerst auf einen Lappen aufzutragen und nicht direkt auf die Fahrzeugteile zu sprühen. Andernfalls könne Nässe in Ritzen dringen und elektrische Schalter sowie elektrische Bauteile schädigen. Bei Leder verursacht zu viel Wasser irreparable Schrumpfungen.
Beim Saubermachen von Sitzen gilt zudem, das Reinigungsmittel wieder aus dem Polster oder Leder zu entfernen, und zwar möglichst vollständig. „Es ist wie beim Haare waschen. Wenn das Shampoo nicht vollständig ausgespült wird, greift es die Kopfhaut und Haarwurzeln an“, erklärt Petzoldt. Generell empfiehlt der Fachmann milde Seifen oder Reiniger mit milden Tensiden. „Grundreiniger aus dem Haushalt sind meist zu aggressiv. Die reinigen zwar vordergründlich, schädigen aber später die Substanz“, sagt er. Und im Gegensatz zu Haushaltsmitteln bieten spezielle Kfz-Reiniger für Kunststoffteile einen UV-Schutz. „Der ist wichtig, da die meisten Fahrzeuge draußen oft in der Sonne stehen. Ohne UV-Schutz kann der Kunststoff schneller altern, ausbleichen und dadurch grau und unansehnlich werden“, sagt er.
Philipp Ballas, Sattler-Meister der Autosattlerei Ballas in Köln, rät bei normaler Verschmutzung auf Sitzen zu einem feuchten Schwamm und wenig oder mildem Reiniger. „Autofahrer sollen auf keinen Fall zu chemischen Produkten oder Alkohol greifen. Bei verschmutzten Ledersitzen reicht häufig ein bisschen Sattelseife, um den ersten Schmutz zu entfernen“, sagt Ballas. Das Reinigen erfolgt einfach mit einem Schwamm oder einer Lederbürste. Mit starken Reinigern wird häufig neben den Schmutz auch die Farbe abgerieben. „Schadhafte Stellen lassen sich häufig ausbessern und nachlackieren, bei großen Schäden können wir Einzelteile austauschen oder komplett neu beziehen“, sagt Ballas. Schwierig sei bei historischen Fahrzeugen nur, dass ein Farbunterschied selten zu vermeiden ist. Viele Bezugsstoffe werden dafür mittlerweile in originaler Optik wieder nachproduziert.
Markus Herrmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Fahrzeugaufbereitung rät zu einer Reinigung von oben nach unten. Also zuerst bei den Sitzen anfangen und anschließend die Fußmatten und den Fahrzeugteppich bearbeiten. Bei besonders hartnäckigem Schmutz kann man mit Nasssauger und Essig arbeiten. Der Nasssauger nimmt viel Schmutz auf und reinigt den Teppich leicht. Dann lässt sich mit einem in warmem Essigwasser getränkten Handtuch die Stelle abtupfen, damit die letzten Bakterien zerstört werden. „Das verhindert üblen Geruch, ganz ohne chemische Keule im Auto“, erklärt Herrmann. Wasserverdünnter Essig in kleinen Schalen dient anschließend über zwei Tage als Geruchskiller, da er die letzten Bakterien im Fahrzeug tötet.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Montag, den 01. Juni 2020 um 00:05 Uhr | 2.163 Besuche
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