2009
Der „Blitzen-Benz“ ist das erste Fahrzeug überhaupt, das die magische Marke von 200 km/h durchbricht. Der Wagen ist eigens für Rekordfahrten konstruiert.
Am 8. November 1909 durchbricht ein Benz 200 PS als erstes Fahrzeug überhaupt die 200-km/h-Marke. Er ist damit schneller als jedes Auto, jedes Flugzeug und jedes Schienenfahrzeug. Insgesamt stellt Victor Hémery mit dem „Blitzen-Benz“ genannten Rennwagen auf der Betonbahn in Brooklands/Großbritannien fünf Weltrekorde auf: Mit fliegendem Start erreicht er über eine halbe Meile eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 205,666 km/h und über einen Kilometer von 202,648 km/h. Den Kilometer mit stehendem Start legt er in 31,326 Sekunden zurück, die halbe Meile in 25,566 Sekunden und die Meile in 41,268 Sekunden, womit die bestehenden, bis dahin von Darracq gehaltenen Rekorde eingestellt werden. Der Blitzen-Benz wird international zu einer Attraktion und erjagt immer neue Rekorde. Am 23. April 1911 schließlich erzielt Bob Burman auf ihm in Daytona Beach/USA auf dem fliegenden Kilometer eine Durchschnittsgeschwindigkeit von 228,1 km/h, auf der fliegenden Meile von 225,7 km/h – ein neuer Landgeschwindigkeitsrekord, der bis 1919 ungeschlagen bleiben wird. Der Benz 200 PS ist eigens für Rekordfahrten konstruiert. Er hat einen Motor mit gewaltigen 21,5 Liter Hubraum, der 147 kW entwickelt. Damit ist das Fahrzeug schier unschlagbar. Insgesamt entstehen sechs Blitzen-Benz, die in Europa und den USA eingesetzt werden.
Die Rennstrecke in Brooklands gilt als Mutter aller Rennstrecken für Autos und Motorräder – sie ist die erste, die ausschließlich für diesen Zweck konzipiert wird. Renn- und Rekordveranstaltungen finden dort von 1907 bis 1939 statt. Zudem ist Brooklands die Wiege der britischen Luftfahrt und der zugehörigen Industrie. Heute sorgen Überbleibsel der Rennstrecke und das Brooklands Museum dafür, dass die Anlage im Gedächtnis bleibt. Die Daimler AG unterhält auf dem Gelände ein Brand Center für die Marken Mercedes-Benz, Maybach und smart.
Victor Hémery ist einer der erfolgreichsten Fahrer im frühen Grand-Prix-Rennsport bis zum Ersten Weltkrieg. Er wird am 18. November 1876 in Brest/Frankreich geboren. Als gelernter Mechaniker ist er in den Jahren 1895 bis 1900 zunächst bei Léon Bollée tätig, von 1900 bis 1906 dann als Chef der Versuchsabteilung und Rennfahrer bei Darracq. 1907 verpflichtet Benz & Cie. ihn als Werksfahrer. 1908 gewinnt er auf Benz unter anderem das Rennen St. Petersburg – Moskau und wird Zweiter beim Grand Prix von Frankreich, hinter Christian Lautenschlager auf Mercedes und vor René Hanriot, ebenfalls auf Benz. Am 8. September 1950 begeht Hémery, vollkommen verarmt lebend, im Alter von 74 Jahren in Le Mans/Frankreich Selbstmord.
(Quelle: Archiv Daimler AG)
Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Freitag, den 06. November 2009 um 11:29 Uhr | 10.064 Besuche
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