2025
Sieben Monate getestet: Lohnt sich Shell V-Power?
Geschrieben 8. November 2025 (vor 2 Wochen) von
Shell bietet unter dem Label V-Power zwei Premium-Kraftstoffe – zwei sogenannte High-Performance-Kraftstoffe – für Pkw an: für Benziner V-Power Racing und für Selbstzünder V-Power Diesel. V-Power Diesel als Premium-Dieselkraftstoff verspricht sauberer, leistungssteigernder und schützender als herkömmlicher Diesel zu sein. Er enthält eine spezielle Mischung von Additiven wie einem Reibungsminderer und einem Cetanzahl-Verbesserer. Die zugesicherten Vorteile umfassen die Reinigung von Ablagerungen, eine verbesserte Verbrennung, potenziell geringeren Verbrauch und eine höhere Motorleistung.
Shell V-Power Racing ist ein Premium-Kraftstoff mit 100 Oktan, der darauf abzielt, die Motorleistung zu verbessern, indem er reinigende und schützende Additive enthält. Laut Shell entfernt er Ablagerungen, schützt vor neuen Ablagerungen und kann die Leistung und Beschleunigung um bis zu 4 % steigern, indem er die Reibung im Motor reduziert. Die hohe Oktanzahl von 100 ROZ unterstützt einen effizienteren Verbrennungsprozess und beugt Klopfen vor, was besonders für Hochleistungsmotoren vorteilhaft sein kann.
Doch lohnt sich die Investition? Ich habe ein halbes Jahr getestet. Prinzipiell sollten sich Premium-Kraftstoffe – egal von welchem Hersteller – für jeden Motor lohnen, es muss aber jeder für sich entscheiden, ob der Mehrpreis die Vorteile aufwiegt. Und es lohnt sich auch nur, wenn man regelmäßig Premium-Kraftstoffe verbrennen lässt – einmal tanken und auf das große Wunder hoffen, wird nicht passieren. V-Power ist auch etwas teurer als die „Super Plus“ Kraftstoffe anderer Hersteller – im Detail kostet Racing ca. 20-25 ct mehr als E5, also „normales Super“, und V-Power Diesel verlangt einen ähnlichen Mehrpreis im Vergleich zu „normalem“ Diesel.
Um einem den Umstieg etwas schmackhafter zu machen, bietet Shell seit einiger Zeit den Shell V-Power SmartDeal an. Hier kann man vorab ein Kontingent (Monat oder Jahr) kaufen, um dann V-Power zu tanken – zahlt aber an der Kasse nur den entsprechenden Literpreis des korrespondierenden Standardkraftstoffes (V-Power Diesel für Shell Diesel FuelSave und V-Power Racing für Shell FuelSave 95). Im Detail kostet der SmartDeal (Stand Anfang November 2025):
Monats-Tarif 14,99 EUR für 165 l
Jahres-Tarif: 149,99 EUR für 2000 l
Jahres-Tarif XL für 329,99 EUR für 5000 l
Wenn man im Internet nach den Vorteilen von V-Power recherchiert, trifft man in diversen Foren natürlich zuerst auf halbwissende Vertreter des Teams „Ich meine, alles (besser) zu wissen“, die großspurig behaupten, V-Power ist kompletter Müll und bringt außer Mehrkosten gar nichts. Vermutlich hat der Großteil dieser noch nicht einen Tropfen V-Power getestet … Ich habe mich darauf mit meinem „Hofschmied“ unterhalten und er erklärte mir, dass diese Premium-Kraftstoffe uneingeschränkt Vorzüge haben und für jeden Motor – ob jung oder alt – „auf jeden Fall erst einmal nicht schaden können“. Die Vorzüge im Detail müsste man dann selbst „erfahren“. Wir sind dann noch etwas ins Detail gegangen und ich entschied mich, einen längeren V-Power-Test zu machen. Ausschlag für dieses Gedankenspiel war auch, dass bei uns eine Oster-Reise anstand und es vor Ostern 2025 ein SmartDeal-Angebot für 80 statt 120 EUR für den Jahres-Tarif (1800 Liter) gab. Ich habe mich aber entschlossen, die erste Füllung vor dem Urlaub ohne Abo zu tätigen, und eine entsprechende längere Testfahrt zu machen.
Auch aktuell findet man im Internet Gutscheine für Neukunden, mit denen Neukunden beim Jahrestarif sparen können.
„Testobjekt“ war meine Mercedes E-Klasse E 320 CDI, Baujahr 2008 (S211), also ein V6-Biturbo-Diesel. Den alten Tankinhalt so gut es ging leergefahren und dann V-Power Diesel eingefüllt. Am nächsten Tag ging es auf die Autobahn. Und ich war schon überrascht, nach ca. 200 km bemerkte ich tatsächlich die ersten Unterschiede. Mein Auto lief spürbar leichter und ich bemerkte eine gewisse Mehrleistung (die 200km/h-Grenze war schneller und „leichter“ erreicht). Vielleicht kurz erklärt: Ich habe meinen Benz seit 16 Jahren und bin in der Zeit knapp 200.000 gefahren – ich kenne also jedes Geräusch und erkenne jede Ungereimtheit an diesem Auto und kann „blind“ auf eine Zielgeschwindigkeit beschleunigen. Das Gefühl bestätigte sich auch während der Fahrten im Urlaub und noch mehr auf der Heimfahrt. Hier zeigte sich zusätzlich eine leichte Verbrauchsreduzierung um ca. einen halben Liter auf 100 km. Der wahre Vorteil soll sich laut Shell nach 2 bis 3 Tankfüllungen einstellen.
Also beschloss ich nach Ostern, das Experiment auf unseren gesamten Fuhrpark (2 Benziner, 2 Diesel) auszuweiten und den SmartDeal mit noch geltendem Gutschein-Vorteil zu erwerben. Ein Vorteil des SmartDeals ist auch, dass dieser mit mehreren Autos verwendet werden kann – er ist zwar auf eine Shell ClubSmart Karte gebunden, aber diese können natürlich mehrere Fahrer verwenden (am einfachsten über die digitale Karte in der Smartphone-Wallet). Man muss sich nur das Gesamtvolumen an Kraftstoffen (beim Jahres-Tarif waren es 1.800 Liter, aktuell sind es 2.000 Liter) für ein Jahr mit den anderen Autos teilen. Vermutlich wird das Volumen-Kontingent dann schon unterjährig verbraucht sein, also sollte man überlegen, ob alternativ – bei zwei Personen – die Anschaffung und parallele Nutzung zweier Karten sinnvoller wäre. Denn genau wie die Benzinpreise steigt auch der Preis des SmartDeals an, soll heißen, dass ich den heute geltenden Preis in einem Jahr mit großer Wahrscheinlichkeit nicht mehr bekommen werde.
Ich bzw. wir nutzen also seit Ende April 2025 den SmartDeal Jahres-Tarif mit einem maximalen Volumen von 1.800 Litern V-Power. Nach jedem Tanken erhält man an der Kasse eine Info über das verbleibende Kontingent. Alternativ kann man das auch im Internet abrufen. Was kostet mich der Spaß nun mehr? Eigentlich nur die Kosten für den SmartDeal (also bei mir 4 Cent pro Liter – 80 EUR für 1800 Liter), da man an der Kasse den normalen Preis zahlt. Man ist nur an Shell „gebunden“. Und das ist wohl auch der Hauptvorteil für Shell: Der Kunde bindet sich für ein Jahr an Shell und „muss“ gezielt bei Shell tanken. Gerade bei Urlaubsfahrten im Urlaub kann das etwas kompliziert werden – oder zumindest eine gewisse Vorplanung erfordern und gewisse Umwege verursachen.
Aber gibt es echte Vorteile oder Verbesserungen? Aus meiner Sicht: Klares JA. Eine kurze Einschätzung nach nun circa sieben Monaten (und beinahe verbrauchtem SmartDeal) zu den einzelnen Fahrzeugen:
Beim schon genannten E 320 CDI (S211, Turbodiesel, 2008) stellten sich bereits am „Ende“ der ersten Tankfüllung spürbare Vorteile ein. Der Motor läuft insgesamt ruhiger und flüssiger, darüber hinaus bemerkt man einen Minderverbrauch von etwa einem knappen Liter auf 100 km: War mein Durchschnittsverbrauch vorher bei ca. 8 bis 9 Liter, liege ich jetzt bei unter 8 Liter (etwa 3/4 Überland und 1/4 Stadt). Und man bemerkt vor allem auf der Autobahn eine erhöhte Leistung des Motors, zu erkennen an einer klar besseren Beschleunigung und Elastizität. Dazu kommt das „Gewissen“, dass der Motor sauberer verbrennt und sich eine Reinigung einstellt. Das wird einem auch schnell klar, wenn man etwas recherchiert, woraus eigentlich normaler Dieselkraftstoff besteht. Ein nicht unwesentlicher Anteil sind sogenannte FAME (Fettsäuremethylester), also Fettverbindungen, und Biodieselanteile. All das ist im V-Power Diesel wohl nicht oder in nur sehr geringen Anteilen drin.
Bei unserem zweiten Diesel (B 200 d, W246, 2016) sind die Erkenntnisse absolut ähnlich wie beim E 320 CDI. Hier fällt vorrangig die Mehrleistung auf – das Teil läuft auf einmal spielend 220 auf der Autobahn. Und hier noch ein Gewinn: Seit einiger Zeit geht bei unserem W246 immer wieder die Motorkontrollleuchte an und sporadisch verfällt er in einen Notlauf, in dem der Turbolader abgeschaltet wird. Nach Auslesen des Fehlerspeichers mit meinem CARLY stellte sich heraus, dass das AGR-Ventil übersättigt ist und daher das Auto immer wieder in diesen Fehlermodus verfällt. Ein Auslesen des Fehlerspeichers in der Werkstatt bestätigte diese Theorie. Der B fährt überwiegend kurze Überlandtouren, was natürlich dieses Problem noch bestärkt. Wenn dann wieder eine längere Fahrt absolviert wird, verschwindet der Fehler für einige Zeit.
Ein aufwendiges Austauschen (aus Ausbauen für eine mechanische Reinigung) des AGR-Ventils wäre die Folge. Aber seit der Nutzung von V-Power Racing treten die Fehler weitaus seltener – inzwischen (fast) gar nicht mehr – auf. Ich werde nun parallel noch eine AGR-Reinigung durch spezielle Additive, die dem Tank beigefügt werden, durchführen. Mal schauen, ob wir damit dem AGR-Austausch oder der manuellen AGR-Reinigung zuvorkommen können. Stand heute sieht es aber sehr gut aus.
Der dritte Kandidat ist ein reiner Benziner – mein SLC 300 (R172, 2019). Mercedes empfiehlt hier eh den Einsatz von Super Plus als Kraftstoff. Den SLC habe ich genau zum Beginn meines Testexperiments gekauft, daher habe ich keine Erfahrung und keinen Vergleich zum Betrieb mit Super plus. Denn die erste Fahrt nach Kauf in Nürnberg und vor Rückfahrt in die Heimat führte mich direkt zu Shell. Daher bekommt der kleine Rennroadster von Beginn an V-Power Racing – und das scheint ihm auch richtig gut zu bekommen. Gerade im „Sport+“-Modus spürt man die (für dieses kleine Auto) brachiale Leistung, die er in den Asphalt brennen will.
Der letzte Kandidat ist mein kleiner smart mdh (W451, ohne Turbo, 2013). Auch hier zeigt sich eine klare Mehrleistung. Waren vorher 120 km/h das Höchste der Gefühle (mein Max waren mal knappe 130 km/h), habe ich im Sommer abends bei Windstille und optimalen Bedingungen auf der dreispurigen Autobahn nördlich von Berlin mal Vollgas gegeben: Bei 150 km/h habe ich das Durchtreten beendet, aber die waren problemlos drin. Ich glaube, der Motor wäre gerne noch schneller gefahren, musste aber im Auto bleiben …
Mein Fazit nach nun 7 Monaten V-Power: ich mache weiter. Allen vier Autos bekommt der Premiumtreibstoff gut. Dazu hat man das Gefühl, dass man dem Motor durch die reinigende Wirkung auch den Fahrzeugen etwas Gutes tut. Und der überschaubare und klar erkennbare (weil einmalige) Aufpreis sind es mir wert. Nachteil ist eben die genannte „Bindung“ an Shell, was vor allem bei Landbewohnern wohl ein Kriterium gegen die regelmäßige Nutzung ist. Aber ich habe den großen Vorteil, dass in meinem 6000-Seelen-Kaff eine Shell-Station steht …
Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Samstag, den 08. November 2025 um 08:32 Uhr | 148 Besuche
Abgelegt unter Auto allgemein
Diesen Beitrag als PDF speichern
RSS-Feed ·
RSS 2.0 Kommentar-Feed ·
Permalink

