2011
Über das Auto lässt sich jederzeit diskutieren. Und streiten. Ist zwischenzeitlich das Auto für viele vom Statussymbol zum simplen Mobilitätsangebot geworden, so bleiben bestimmte Meinungen nach wie vor fest an den Marken und ihren Fahrern haften. Das hat jetzt auch die Unternehmensberatung Progenium festgestellt. Sie befragte 1.000 Personen im potenziellen Autofahreralter zu ihrer Meinung rund um das Automobil.
Ob wir es wollen oder nicht, das Auto bleibt eine Visitenkarte des Besitzers. Kein anderes Produkt unserer Alltagskultur ist für einen so großen Teil der Bevölkerung so leicht lesbar. Vielleicht noch der Turnschuh oder das Handy.
Die Assoziationen, die den Befragten zum Auto eingefallen sind, bedienen grundsätzlich die typischen seit Jahren bekannten Klischees. Der prollige Jugendliche sitzt immer noch im Wolfsburger Massenmodell und der erfolgreiche Geschäftsmann in einem Mercedes-Benz.
Auch in den Medien werden die bekannten Muster stets beibehalten. Der Architekt fährt zum Beispiel stets ein älteres schwedisches Modell, die Hausfrau einen klassischen Kombi und pubertierende Teenies in US-Serien das kleine Cabriolet, das Papa bezahlt hat. Eine Kameraeinstellung genügt und der Zuschauer hat die Stereotypen im Kopf.
Genauso verhält es sich beim Ergebnis der Autofahrer-Studie und ihren Assoziationen. Hier waren die 1.000 Befragten der Meinung, dass attraktive Menschen in der Neuinterpretation der englischen Kleinwagenlegende oder in einem französischen Modell mit dem Löwen im Kühlergrill sitzen. Weniger attraktiven fahren in Autos aus rumänischer Produktion durch die Stadt.
Wer angeblich besonders weltoffen ist, steuert einen japanischen Wagen oder auch ein französisches Modell. Die Spießer hingegen lenken Fahrzeuge aus Rüsselsheim oder sitzen hinterm Steuer eines Mercedes-Benz.
Wer in einem kleinen Italiener oder in einem koreanischen Fahrzeug sitzt, gilt unter den Befragten als Bescheiden. Arrogante Personen nehmen in einem Sportwagen aus Zuffenhausen platz oder haben eine britische Nobelkatze in der Auffahrt zu stehen.
Besonders sportliche Menschen fahren den kultigen englischen Kleinwagen, indem auch die attraktiven Menschen schon sitzen. Die weniger sportlichen fahren einen Mercedes-Benz. Letztere gelten unter den Befragten auch noch als überdurchschnittlich dick.
Liberale Zeitgenossen bevorzugen in dieser Studie Ökoautos aus japanischer Produktion oder auch ein Wolfsburger Modell. Wer sich politisch eher im grünen Lager einordnet bewegt Fahrzeuge aus Italien oder Frankreich. Natürlich nur Kleinwagen.
Glaubt man den Befragten weiter, so finden Fahrer italienischer Sportwagen aus Maranello und die Besitzer englischer Nobelwagen mit der Katze die aktuelle Regierung ganz toll.
Grundsätzlich lässt sich auch unabhängig von dieser Studie sagen, das Auto bleibt weiterhin ein Statussymbol. Wer richtig Geld hat, kann es seinem Nachbarn mit dem luxuriösen Sportwagen in der Auffahrt zeigen. Nun muss es nicht zwangsweise heißen, dass der Eigner eines preiswerten Kleinwagens weniger solvent ist. Die Besitzer nennen es gerne Understatement, die Bank mangelnde Liquidität.
Es bleibt alles so wie immer: Wer es kann der zeigt es auch. Ob mit dem teuren Auto auf der Straße, der exquisiten Uhr am Handgelenk oder dem angesagten Handy am Ohr. Das Automobil bleibt ein Imageträger.
Egal welcher Preisklasse bringt es einen zwar nur von A nach B, aber das Gefühl zu einer bestimmten Klasse zu gehören, spiegelt der jeweilige Wagen wider. Die meisten Besitzer können mit den entsprechenden Klischees, die den Marken zugeordnet werden leben.
Oder kennt man Jemanden, der diesen einen Rüsselsheimer verkauft hat, nachdem er es zu einen eigenen Witz-Genre gebracht hat? Oder juckt es den Mercedes-Fahrer wirklich, dass er als übergewichtig unter den 1.000 Befragten gilt? Eher nicht. Es ist auch kaum zu glauben, dass der Fahrer eines roten Sportwagens aus Italien die Bundesregierung super findet. Der ärgert sich wahrscheinlich auch eher über die Steuerpolitik und die Benzinpreise.
Kam eine Umfrage unter Jugendlichen wenigstens zu dem Ergebnis, dass ihnen ein Smartphone wichtiger sei als ein eigenes Auto, so bedient die Meinungsumfrage der Unternehmensberatung Progenium mit der Autofahrer-Studie nach wie vor nur die altbekannten Klischees. Ob weltoffen, hübsch oder sportlich – die Frage, warum gerade Automarken und Modelle bestimmte Assoziationen wecken wurde nicht wirklich beantwortet.
Fotos: Daimler AG
Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Samstag, den 17. Dezember 2011 um 18:04 Uhr | 5.331 Besuche
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