Feb01
2010


Sportwagen mit Mittelmotor: Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster, Baujahr 1935 (Baureihe W 30, 1934 bis 1936).

Sportwagen mit Mittelmotor: Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster, Baujahr 1935 (Baureihe W 30, 1934 bis 1936).

Im Februar 1935 präsentiert die damalige Daimler-Benz AG auf der Internationalen Automobil- und Motorradausstellung (IAMA) in Berlin den Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster (Baureihe W30). Die Neuheit ist als kompakter Sportwagen im Modellprogramm platziert, mit dem Potenzial einer größeren Serie – doch es werden letztlich nur sehr wenige Exemplare gebaut – die genaue Zahl ist unbekannt.

Der Typ 150 gehört zu einer Reihe markanter Mercedes-Benz Fahrzeuge der frühen 1930er Jahre, die vor dem Hintergrund der damals allgemein schwierigen Wirtschaftslage mit der Zielsetzung entstehen, das Produktportfolio nach unten hin abzurunden. Zugleich sind sie Beispiele für die konsequente Umsetzung innovativer Fahrzeugkonzepte in der langen Historie der Daimler AG.

1934 erscheint der viersitzige Mercedes-Benz 130 (W23), der erste Serien-Heckmotorwagen in der Geschichte der Marke. Im gleichen Jahr wird vor allem für die Fernfahrt „2000 Km durch Deutschland“ der zweisitzige Typ 150 mit Mittelmotor in der Ausführung als so genannte Sport-Limousine gebaut – heute würde man diesen als Coupé oder Sportcoupé bezeichnen. 1936 debütiert der viersitzige Mercedes-Benz 170 H (W28) mit Heckmotor als Nachfolgemodell des Typ 130.

Front mit einem mittigen Fernscheinwerfer

Front mit mittigen Fernscheinwerfer

Der 1935 präsentierte zweisitzige Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster basiert auf der Technik des Typ 150 Sport-Limousine. Er hat also ebenfalls einen Mittelmotor: Zur besseren Achslastverteilung ist das Antriebspaket von Motor und Getriebe um 180 Grad gedreht, der Motor befindet sich vor der Hinterachse, das Getriebe dahinter. Die Pressluftkühlung ermöglicht die Verwendung eines kleineren Kühlers, da ein vom Motor angetriebenes und gekapseltes Gebläse die Kühlluft durch den Kühler presst. Der kleine rechteckige Kühler sitzt hinter dem Motor über der Hinterachse.

Der Motor gilt als Hochleistungsaggregat: Aus 1,5 Liter Hubraum schöpft er eine Leistung von 40 kW – zur damaligen Zeit ein äußerst beachtlicher Wert, der selbst von manchem großvolumigeren Motor nicht erreicht wird. Die Höchstgeschwindigkeit des Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster wird mit 125 km/h angegeben, was für die 1930er Jahre ungewöhnlich schnell ist.

Markantes Bootsheck

Markantes Bootsheck

Ein Verkaufsprospekt preist das Fahrzeug als „rassigen Sportwagen“ an und hebt die Eigenschaften des Sportmotors sowie das vorzügliche Leistungsgewicht heraus. „Ein PS ist mit nur 19 kg belastet! Hier liegt die Erklärung dafür, dass der Typ 150 in allen Übersetzungen einen Anzug hat, der dem eines Kompressorwagens kaum nachsteht.“ Der Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster bleibt bis 1936 im offiziellen Verkaufsprogramm.

Sein Karosseriedesign unterscheidet sich grundlegend von dem der Sport-Limousine. Es ist vollkommen neu gezeichnet und hat einige typische Merkmale damaliger offener Sportfahrzeuge, beispielsweise die gepfeilte, geteilte Frontscheibe und die beiden außen montierten Ersatzräder, die allerdings seitlich hinter den Türen angebracht sind. In der Mitte der Front ist ein Fernscheinwerfer eingelassen. Markant ist zudem das spitz zulaufende Boots-Heck mit zwei Nummernschildtafeln. Der Mercedes-Stern an der Frontpartie steht frei; die Heckmotortypen 130 und 170 H haben Sterne, die auf dem Karosserieblech aufgelegt sind. Hinter den Sitzen können sowohl das leichte, aufknöpfbare Verdeck als auch kleine Gepäckstücke untergebracht werden. Unter der vorderen Haube ist Raum für einen großen Koffer und den Kraftstofftank.

Klassisches Cockpit

Klassisches Cockpit

Die Zutaten verheißen also einen faszinierenden Sportwagen, der zudem mit 6600 RM auch einen vergleichsweise moderaten Preis hat – Voraussetzungen für eine größere Stückzahl. Doch sie bleibt äußerst überschaubar. Es existieren unterschiedliche Angaben: Eine Produktionsstatistik weist 20 Exemplare aus. Die Statistik der in Sindelfingen produzierten Karosserien hingegen nennt fünf gebaute Exemplare – eine im Jahr 1934, vier im Jahr 1935. In den Kommissionsbüchern schließlich lassen sich nur zwei ausgelieferte Exemplare nachweisen. In jedem Fall gilt, dass der Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster eines der seltensten Automobile der Marke Mercedes-Benz ist.

Ein Roadster aus dem Jahr 1936 befindet sich im Besitz der Daimler AG. Er ist Anfang der 1950er Jahre aus zweiter Hand mit einer Laufleistung von 44.500 Kilometern auf Vermittlung des ehemaligen Vorstandsmitglieds Jakob Werlin erworben worden. Er scheint das bis heute einzige noch überlebende Fahrzeug dieser damals sehr fortschrittlichen Typenreihe zu sein.

Mittelmotor-Anordnung: Fahrgestell des Mercedes-Benz 150

Mittelmotor-Anordnung: Fahrgestell des 150

Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster (Baureihe W 30)

  • Zylinder: 4 (Reihe)
  • Hubraum: 1498 cm³
  • Leistung: 40 kW bei 4600/min
  • Höchstgeschwindigkeit: 125 km/h
  • Produktionszeitraum: 1934 bis 1936

(Quelle: Daimler AG)

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Geschrieben von Oliver Hartwich
Erschienen am Montag, den 01. Februar 2010 um 11:32 Uhr  |  12.750 Besuche

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2 Kommentare zum Beitrag “Februar 1935: Premiere des Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster”

  1. 1
    Frank Risse schreibt:

    Sehr interessanter Beitrag, kurzweilig und anregend. Bitte mehr davon 🙂


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  1. 3
    Tweets die » Februar 1935: Premiere des Mercedes-Benz 150 Sport-Roadster › Mercedes-Seite ‹ erwähnt -- Topsy.com schreibt:

    […] Dieser Eintrag wurde auf Twitter von Oliver Hartwich erwähnt. Oliver Hartwich sagte: RT @ollihart Februar 1935: Premiere des Mercedes-Benz 1.. http://bit.ly/aiSxKi #1935 #IAMA #Sport-Roadster #Typ #150 #W30 […]

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