Okt05
2012


Sinkende Verkaufszahlen, starke Kaufzurückhaltung. Schlechte Aussichten für die Automobilbranche?

Sinkende Verkaufszahlen, starke Kaufzurückhaltung. Schlechte Aussichten für die Automobilbranche?

Der Markt steckt in einer Krise – zumindest wenn man sich die blanken Zahlen anschaut. Die Verkaufszahlen sanken im vergangenem Jahr in der EU um 1,7 Prozent und im Vergleich zum Vorjahr sind es in den ersten acht Monaten diesen Jahres bereits sieben Prozent. Das sind gut 600.000 Autos weniger – also schlechte Aussichten für die Automobilbranche?

In München wird erwartet, dass diese Flaute bis 2014 anhalten wird. Die Wolfsburger planen derzeit kurzfristiger, in Ingolstadt standen bereits einen Tag die Produktionsbänder still. Kurzarbeit in Köln und Rüsselsheim. In Stuttgart sind Sparpläne im Gespräch.

Grundsätzlich läuft es in Deutschland vergleichsweise gut. Drei Millionen Euro Umsatz mit Neuwagen – diesen, seit einigen Jahren relativ konstanten Wert, kann die Branche in Deutschland verbuchen. Dennoch stagniert der Markt. Wurden 2005 noch 3,34 Millionen Autos in Deutschland zugelassen, so waren es 2011 nur noch 3,17 Millionen. Einzig 2009 schnellte die Zahl nach oben – 3,81 Millionen Fahrzeuge dank der Abwrackprämie.

Die deutsche Automobilindustrie lebt vom Export. 2011 wurden allein nach China 308.000 Fahrzeuge exportiert. 17 Prozent der in Deutschland produzierten Autos gingen nach Großbritannien, 11 Prozent nach Italien, 9 Prozent nach Frankreich, 6 Prozent nach Spanien und 7 Prozent in die Benelux-Länder. 14 Prozent der 2011 in Deutschland produzierten Fahrzeuge gingen nach Amerika. Derzeit spürt man gerade in Westeuropa eine starke Kaufzurückhaltung. Hält diese weiter an, dann wird sich das auch in Deutschland stärker bemerkbar machen. Die Automobilbranche beschäftigt in Deutschland 730.000 Menschen.

Doch allein die Kaufzurückhaltung in Westeuropa ist nicht Grund allein für die schlechten Aussichten. Betrachtet man die Neuwagenpreise der letzten Jahre, dann wird deutlich: Autos sind aktuell so teuer wie nie. Kostete 2005 ein Neuwagen durchschnittlich 23.880 Euro, so wurden 2011 knapp 27.400 Euro für den Wagen fällig. Beachtliche 36 Prozent der Neuwagen wurden 2011 auf Kredit angeschafft. Auch das immer populär werdende Carsharing macht den Herstellern zu schaffen. 2005 nutzten etwas mehr als 50.000 Menschen Carsharing. Im letzten Jahr waren es bereits über 200.000. Nimmt man allein die 30.000 Nutzer, die sich 2011 angemeldet haben, dann sind das 30.000 potenzielle Autokäufer weniger. Das wäre für die Automobilbranche ein geschätzter Umsatzverlust von mindestens 800 Millionen Euro.

Gerade in Großstädten sinkt das Interesse am privaten Auto. In Berlin kommen nur 289 Autos auf 1.000 Einwohner. In Dortmund sind es 410. Das Verhältnis zum Auto verändert sich. Der Besitz eines eigenen Automobils wird vor allem für junge Leute immer weniger wichtig. Das hat Auswirkungen auf die Entwicklung des Automobilstandortes Deutschland. 25.000 neue Arbeitsplätze sind 2011 in der Branche entstanden. Hält der Abwärtstrend weiter an, dann droht die Entwicklung in die Gegenrichtung.

Offensichtlich liegen die Wachstumsmärkte nicht mehr in Europa. Das bedeutet für die Branche: neue Modelle werden zukünftig am Markt produziert. 50 Prozent der Fertigungskapazität der deutschen Hersteller wurde 2011 exportiert. In Deutschland blieb nur jedes siebte Auto. Es ist also fraglich, ob Erfolgsmodelle aus Deutschland auch weiterhin in Deutschland gebaut werden.

Foto: Daimler AG

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Geschrieben von Maik Jürß
Erschienen am Freitag, den 05. Oktober 2012 um 00:32 Uhr  |  5.601 Besuche

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